Unglücklich trotz Wohlstand

Wohlstand macht nicht glücklich, meint Sarah Walter

Geht man durch Deutschlands Straßen, sieht man viele getrübte, unzufriedene Gesichter oder gestresste Geschäftsleute - und wirklich gegrüßt wird man auch recht selten. Ganz anders ist es, wenn man z.B. durch die Philippinen läuft: jeder sagt einem "hallo" und meist auch noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Betrachtet man diese beiden Länder müsste es doch eigentlich anders herum sein - oder etwa nicht?

Allein schon, wenn man an Wirtschaft und Politik denkt. Deutschland mit ihren ganzen Sozialleistungen und Projekten für einen guten sozialen und gerechten Staat sowie unsere Hilfeleistungen in anderen Ländern, die Probleme haben verdient große Anerkennung und ist sehr vorbildhaft. Es sorgt für ein besseres Miteinander und man versucht so, möglichst niemanden in finanziellen Dingen zu benachteiligen - besonders wenn man im Vergleich mal daran denkt, was Deutschland früher mal für ein Land war, haben wir uns zu einem bemerkenswerten Staat entwickelt.

Hingegen sind die Philippinen ein Land voller Korruption, Armut und Arbeitslosigkeit. Viel Hilfe vom Staat kann man auch nicht erwarten. Eine Krankenkasse, die alle notwendigen Kosten übernimmt, steht für die große Masse nicht zur Verfügung, sodass man echte Probleme hat, wenn man ernsthaft erkrankt, da obendrein ohne das Geld für die Behandlung kaum ein Arzt sich in seiner Ruhe stören lässt.

Und wenn man schon vom Geld spricht: im Vergleich verdienen wir Deutsche durchschnittlich zehnmal so viel wie die Filipinos, die im Monat mit ca. 200€ auskommen müssen. Auch bei Berücksichtigung des unterschiedlichen Preisniveaus ist das gerade genug zum Überleben, aber nicht zum Leben.

Doch worum vergleiche ich gerade diese beiden Länder miteinander? Deshalb: Deutschland ist zwar ein Vorzeige-Land, trotzdem besetzt mit einer unzufriedenen verwöhnten Bevölkerung, die ihr eigentliches Glück, in Deutschland leben zu können nicht zu schätzen wissen. Normalerweise müssten wir mit einem Dauer-Grinsen durch die Gegend laufen, so gut es uns allen hier regelrecht geht. Selbst wenn wir mal kein Geld oder keinen Job haben, bekommen wir noch Hilfe vom Staat, was man in vielen anderen Ländern nicht erwarten kann. Hier ist die Bevölkerung anscheinend geplagt von Unzufriedenheit und Habgier, will immer mehr und mehr haben. Woanders freut man sich, wenn man ein Dach über dem Kopf hat und genug zu essen zur Verfügung steht. Die Menschen sind glücklich und geben sich mit dem Nötigsten zufrieden. Denkt man allein an die Umweltkatastrophe mit dem Taifun Haiyan bei dem viele alles verloren haben - nur ihr Lächeln nicht.

Dazu passt auch die Statistik des "World Happiness Report 2013" der im Frühjahr 2014 veröffentlicht wurde. Demnach rangiert Deutschland in Sachen glücklich sein nur auf Platz 26, während vor allem südamerikanische Länder weiter vorne stehen, die allesamt aus Sicht des Wohlstandes hinter Deutschland stehen müssten.

Wird uns unser Wohlstand zu viel? Treibt dieser einen Keil zwischen uns und der wirklichen Wertschätzung und Zufriedenheit? Es ist auch denkbar, dass es an dem fehlenden Zusammenhalt liegt, der deutlich nicht vorzufinden ist, wenn vielen schon ein einfaches "Hallo" zu viel ist, was der Grund der Unzufriedenheit sein könnte, denn Geld allein bringt einem nichts. Vielmehr ist es doch der Zusammenhalt, der Leuten das Gefühl gibt, nicht allein zu sein und man sich dann doch auf die wesentlichen Dinge konzentriert, nämlich das Wertschätzen der eigenen Sachen und die Zufriedenheit. Und auch das ist eine Erkenntnis aus dem World "Happiness Report 2013": Da wo Familie ein zentraler Wert ist, da sind auch die Menschen besonders glücklich.

— 27. Juni 2014
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