Politik nach Lust und Laune

Die Nachhaltigkeit in der Politik vermisst Sarah Walter

"Würden sich die Damen und Herren bitte mal entscheiden!" fordern insbesondere die derzeitigen Gymnasiasten, wenn es darum geht, das 13. Schuljahr zu behalten oder abzuschaffen.

Die 11. Klasse wurde immer als Gammelklasse empfunden. Sie sei also unnötig und nicht mehr zu gebrauchen, hieß es. Warum sollte man auch drei Jahre ins Abitur investieren und verschwenden, wenn man es stattdessen auch mit nur zwei machen kann und eins spart? Das dachten die Politiker sich so einfach und strichen mal eben das 13. Schuljahr weg, sodass man nur noch zwölf hatte.

Ganz durchdacht haben sie das alles anscheinend nicht. Das Abitur nach zwölf Jahren beschert nicht nur den derzeitigen Abiturienten Probleme, sondern auch den Gymnasiasten, die darauf zusteuern. Das gestrichene Jahr und somit auch dessen Lehrstoff muss auf die anderen Schuljahre verteilt werden. Da winken lange Schultage und auch höherer Leistungsdruck ist vorprogrammiert.

Dieser Stress raubt vielen den Schlaf. Nicht nur, weil so manches einen beunruhigt, sondern auch weil Lernen, Hausaufgaben und Projekte sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Da wird es des Öfteren mit dem Schlafengehen etwas später. Weniger Schlaf bedeutet aber auch mehr Müdigkeit in der Schule, was wiederum mehr Nacharbeit bedeutet. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, aus dem man kaum ausbrechen kann.

Allein dabei erkennt man schon, dass da vieles ins Unvorteilhafte gerückt wurde. Nicht nur der zusätzliche Stress für Abiturienten, sondern auch, dass viele auf die Realschule abgestiegen sind. Soll das wirklich so weiter gehen? Diese Frage stellten sich offenbar auch die Politiker, als sie dann entschlossen, für den diesjährigen sechsten Jahrgang das Abitur wieder nach 13 Jahren einzuführen. Da fragt man sich: Warum haben sie nicht gleich alles so gelassen, wie es war?

Da ist es nur noch ein kleiner zum Infrage stellen der Kompetenz der Politiker - vor allem dann, wenn hier einfach experimentiert wird, ohne genaue Überlegungen über die Konsequenzen anzustellen.

Klar, wenn man nicht handelt, bekommt man auch kein Ergebnis. Aber sollen wir in einem Staat leben unter der Führung von Politikern, die handeln, ohne zu denken? Ein Land, in dem man einfach so herum probiert und man dann schaut, was dabei herauskommt? Schließlich sollte unsere Politik nicht mit einem Münzwurf vergleichbar sein; oder vielleicht doch? Immerhin hat man bei einer Münze eine 50-prozentige Chance auf Erfolg, was bei der Politik erst noch zu hinterfragen wäre...

— 15. Juni 2014
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