Wie man sich bettet, so lebt man

Schlaf dich glücklich meint Tom Borg

In unserer modernen Welt wollen wir aber immer mehr und das immer schneller. Wir haben angst, etwas zu versäumen, etwas im Leben auszulassen. Doch gerade die Jagd nach immer neuen Erlebnissen bringt uns um den Genuss der kleinen Freuden des Lebens. Wir neigen zum schnellen oberflächlichen Hetzen durchs Leben, anstatt gemächlich das intensiv auszukosten was uns geboten wird.

Die Einrichtung der Wohnung hat erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden, ja sogar auf unsere Gesundheit. Zumindest behaupten das die Asiaten, die sich in der hohen Kunst "Feng Shui" damit befassen. Das Schlafzimmer sehen die Chinesen zum Beispiel als Hort der Ruhe an. Ihre spezielle Deutung besagt, dass die Lebensenergie nur dann ungehindert fließen kann, wenn sich das Bett gegenüber der Tür, am besten in die diagonal entfernteste Ecke befindet. Der Grund dafür ist einfach und einleuchtend: Man behält den Überblick über das Zimmer und muss sich nicht unbehaglich fühlen bei dem Gedanken, dass jemand ungesehen eintreten könnte. Auch wenn man nicht bewusst darüber nachdenkt; das Unterbewusstsein spielt uns, glaubt man der Lehre des "Feng Shui" einen Streich, so dass man unruhiger schläft.

Wenn Sie nun Ihr Bett an einer anderen Stelle im Schlafzimmer postiert haben, sollten Sie es lieber entsprechend der chinesischen Empfehlung umstellen. Oder ganz raffiniert Zeitgenossen bringen kurzerhand einen Spiegel gegen über der Tür an - und haben auch wieder alles im Blick und das Gefühl der Sicherheit, das eine Voraussetzung für die Ruhe der Nacht ist.

Ganz gleich, wie man auch zu "Feng Shui" steht, Tatsache ist, dass die Wissenschaft in Schlaflabors herausgefunden hat, dass Menschen, die lange wach bleiben, egal ob sie sich über etwas sorgen oder einfach nicht schlafen können, nach einer gewissen Dauer der Schlaflosigkeit ähnliche Symptome zeigen, wie alkoholisierte Menschen. Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, es kommt zu Wahrnehmungsschwächen und Orientierungslosigkeit wenn der Mensch weiterhin unter Schlafentzug leidet. Guter Schlaf ist also eine Grundvoraussetzung für Kraft, Kondition und inneres Gleichgewicht. Und eine gute Liegestätte fördert den Schlaf. Wie man sich bettet so schläft man nicht nur - so lebt man offenbar auch.

Anhänger der Darwinschen Evolutionstheorie haben es ja schon immer gewusst: würde die Natur einen Vorteil in weniger Schlafen sehen, so hätte die Evolution längst den Schlaf wegrationalisiert. Aber nicht nur der Mensch schläft, auch die Tierwelt legt sich regelmäßig zur Ruhe. Schlafen das A und O der inneren Ruhe und seelischen Ausgeglichenheit.

Und damit bestätigt sich wieder einmal ein uraltes Sprichwort: Weniger ist manchmal mehr. Weniger Hektik im Leben lässt mehr Spielraum für intensives Erlebnis. In unserer modernen Welt wollen wir aber immer mehr und das immer schneller. Wir haben angst, etwas zu versäumen, etwas im Leben auszulassen. Doch gerade die Jagd nach immer neuen Erlebnissen bringt uns um den Genuss der kleinen Freuden des Lebens. Wir neigen zum schnellen oberflächlichen Hetzen durchs Leben, anstatt gemächlich das intensiv auszukosten was uns geboten wird. Schlechte Zeiten für Langschläfer. Obgleich, es geht ja gerade nicht darum, lange zu schlafen, sondern vielmehr um die Qualität des Schlafs. Ein ruhiges Nickerchen nach dem Mittagessen gibt dem Körper mehr Kraft und Erholung als ein stundenlanges Herumwälzen.

Somit sollten wir unserem Körper das Beste geben. Schließlich haben wir nur den einen. Und wenn es diesen nach einem Bett gegenüber der Tür lechzt, na, dann soll er es bekommen...

— 01. April 2012
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