Freitag, den 20. Februar 1829

Mit Goethe zu Tisch. Er ist froh über die Beendigung der ›Wanderjahre‹, die er morgen absenden will. In der Farbenlehre tritt er etwas herüber zu meiner Meinung hinsichtlich der blauen Schatten im Schnee. Er spricht von seiner ›Italienischen Reise‹, die er gleich wieder vorgenommen.

»Es geht uns wie den Weibern,« sagte er; »wenn sie gebären, verreden sie es, wieder beim Manne zu schlafen, und ehe man sichs versieht, sind sie wieder schwanger.«

Über den vierten Band seines ›Lebens‹, in welcher Art er ihn behandeln will, und daß dabei meine Notizen vom Jahre 1824 über das bereits Ausgeführte und Schematisierte ihm gute Dienste tuen.

Er lieset mir das Tagebuch von Göttling vor, der mit großer Liebenswürdigkeit von früheren jenaischen Fechtmeistern handelt. Goethe spricht viel Gutes von Göttling,

 


 

Montag, den 23. März 1829

»Ich habe unter meinen Papieren ein Blatt gefunden,« sagte Goethe heute, »wo ich die Baukunst eine erstarrte Musik nenne. Und wirklich, es hat etwas; die Stimmung, die von der Baukunst ausgeht, kommt dem Effekt der Musik nahe.

Prächtige Gebäude und Zimmer sind für Fürsten und Reiche. Wenn man darin lebt, fühlt man sich beruhigt, man ist zufrieden und will nichts weiter.

Meiner Natur ist es ganz zuwider. Ich bin in einer prächtigen Wohnung, wie ich sie in Karlsbad gehabt, sogleich faul und untätig. Geringe Wohnung dagegen, wie dieses schlechte Zimmer, worin wir sind, ein wenig unordentlich ordentlich, ein wenig zigeunerhaft, ist für mich das Rechte; es läßt meiner inneren Natur volle Freiheit, tätig zu sein und aus mir selber zu schaffen.«

Wir sprachen von Schillers Briefen und dem Leben, das sie miteinander geführt, und wie sie sich täglich zu gegenseitigen Arbeiten gehetzt und getrieben. »Auch an dem ›Faust‹«, sagte ich, »schien Schiller ein großes Interesse zu nehmen; es ist hübsch, wie er Sie treibt, und sehr liebenswürdig, wie er sich durch seine Idee verleiten läßt, selber am ›Faust‹ fortzuerfinden. Ich habe dabei bemerkt, daß etwas Voreilendes in seiner Natur lag.«

»Sie haben recht,« sagte Goethe, »er war so wie alle Menschen, die zu sehr von der Idee ausgehen. Auch hatte er keine Ruhe und konnte nie fertig werden, wie Sie an den Briefen über den ›Wilhelm Meister‹ sehen, den er bald so und bald anders haben will. Ich hatte nur immer zu tun, daß ich feststand und seine wie meine Sachen von solchen Einflüssen freihielt und schützte.«

»Ich habe diesen Morgen«, sagte ich, »seine ›Nadowessische Totenklage‹ gelesen und mich gefreut, wie das Gedicht so vortrefflich ist.«

»Sie sehen,« antwortete Goethe, »wie Schiller ein großer Künstler war und wie er auch das Objektive zu fassen wußte, wenn es ihm als Überlieferung vor Augen kam. Gewiß, die ›Nadowessische Totenklage‹ gehört zu seinen allerbesten Gedichten, und ich wollte nur, daß er ein Dutzend in dieser Art gemacht hätte. Aber können Sie denken, daß seine nächsten Freunde ihn dieses Gedichtes wegen tadelten, indem sie meinten, es trage nicht genug von seiner Idealität? – Ja, mein Guter, man hat von seinen Freunden zu leiden gehabt! – Tadelte doch Humboldt auch an meiner Dorothea, daß sie bei dem Überfall der Krieger zu den Waffen gegriffen und dreingeschlagen habe! Und doch, ohne jenen Zug ist ja der Charakter des außerordentlichen Mädchens, wie sie zu dieser Zeit und zu diesen Zuständen recht war, sogleich vernichtet, und sie sinkt in die Reihe des Gewöhnlichen herab. Aber Sie werden bei weiterem Leben immer mehr finden, wie wenige Menschen fähig sind, sich auf den Fuß dessen zu setzen, was sein muß, und daß vielmehr alle nur immer das loben und das hervorgebracht wissen wollen, was ihnen selber gemäß ist. Und das waren die Ersten und Besten, und Sie mögen nun denken, wie es um die Meinungen der Masse aussah, und wie man eigentlich immer allein stand.

Hätte ich in der bildenden Kunst und in den Naturstudien kein Fundament gehabt, so hätte ich mich in der schlechten Zeit und deren täglichen Einwirkungen auch schwerlich oben gehalten; aber das hat mich geschützt, sowie ich auch Schillern von dieser Seite zu Hülfe kam.«

 


 

Dienstag, den 24. März 1829

»Je höher ein Mensch,« sagte Goethe, »desto mehr steht er unter dem Einfluß der Dämonen, und er muß nur immer aufpassen, daß sein leitender Wille nicht auf Abwege gerate.

So wartete bei meiner Bekanntschaft mit Schillern durchaus etwas Dämonisches ob; wir konnten früher, wir konnten später zusammengeführt werden, aber daß wir es grade in der Epoche wurden, wo ich die italienische Reise hinter mir hatte und Schiller der philosophischen Spekulationen müde zu werden anfing, war von Bedeutung und für beide von größtem Erfolg.«

 


 

Donnerstag, den 2. April 1829

»Ich will Ihnen ein politisches Geheimnis entdecken,« sagte Goethe heute bei Tisch, »das sich über kurz oder lang offenbaren wird. Kapodistrias kann sich an der Spitze der griechischen Angelegenheiten auf die Länge nicht halten, denn ihm fehlet eine Qualität, die zu einer solchen Stelle unentbehrlich ist: er ist kein Soldat. Wir haben aber kein Beispiel, daß ein Kabinettsmann einen revolutionären Staat hätte organisieren und Militär und Feldherrn sich hätte unterwerfen können. Mit dem Säbel in der Faust, an der Spitze einer Armee, mag man befehlen und Gesetze geben, und man kann sicher sein, daß man gehorcht werde; aber ohne dieses ist es ein mißliches Ding. Napoleon, ohne Soldat zu sein, hätte nie zur höchsten Gewalt emporsteigen können, und so wird sich auch Kapodistrias als Erster auf die Dauer nicht behaupten, vielmehr wird er sehr bald eine sekundäre Rolle spielen. Ich sage Ihnen dieses voraus, und Sie werden es kommen sehen; es liegt in der Natur der Dinge und ist nicht anders möglich.«

Goethe sprach darauf viel über die Franzosen, besonders über Cousin, Villemain und Guizot. »Die Einsicht, Umsicht und Durchsicht dieser Männer«, sagte er, »ist groß; sie verbinden vollkommene Kenntnis des Vergangenen mit dem Geist des 19. Jahrhunderts, welches denn freilich Wunder tut.«

Von diesen kamen wir auf die neuesten französischen Dichter und auf die Bedeutung von klassisch und romantisch. »Mir ist ein neuer Ausdruck eingefallen,« sagte Goethe, »der das Verhältnis nicht übel bezeichnet. Das Klassische nenne ich das Gesunde, und das Romantische das Kranke. Und da sind die Nibelungen klassisch wie der Homer, denn beide sind gesund und tüchtig. Das meiste Neuere ist nicht romantisch, weil es neu, sondern weil es schwach, kränklich und krank ist, und das Alte ist nicht klassisch, weil es alt, sondern weil es stark, frisch, froh und gesund ist. Wenn wir nach solchen Qualitäten Klassisches und Romantisches unterscheiden, so werden wir bald im reinen sein.«

Das Gespräch lenkte sich auf Bérangers Gefangenschaft. »Es geschieht ihm ganz recht«, sagte Goethe. »Seine letzten Gedichte sind wirklich ohne Zucht und Ordnung, und er hat gegen König, Staat und friedlichen Bürgersinn seine Strafe vollkommen verwirkt. Seine früheren Gedichte dagegen sind heiter und harmlos und ganz geeignet, einen Zirkel froher glücklicher Menschen zu machen, welches denn wohl das Beste ist, was man von Liedern sagen kann.«

»Ich bin gewiß,« versetzte ich, »daß seine Umgebung nachteilig auf ihn gewirkt hat und daß er, um seinen revolutionären Freunden zu gefallen, manches gesagt hat, was er sonst nicht gesagt haben würde. Euer Exzellenz sollten Ihr Schema ausführen und das Kapitel von den Influenzen schreiben; der Gegenstand ist wichtiger und reicher, je mehr man darüber nachdenkt.«

»Er ist nur zu reich,« sagte Goethe, »denn am Ende ist alles Influenz, insofern wir es nicht selber sind.«

»Man hat nur darauf zu sehen,« sagte ich, »ob eine Influenz hinderlich oder förderlich, ob sie unserer Natur angemessen und begünstigend oder ob sie ihr zuwider ist.«

»Das ist es freilich,« sagte Goethe, »worauf es ankommt; aber das ist auch eben das Schwere, daß unsere bessere Natur sich kräftig durchhalte und den Dämonen nicht mehr Gewalt einräume als billig.«

Beim Nachtisch ließ Goethe einen blühenden Lorbeer und eine japanesische Pflanze vor uns auf den Tisch stellen. Ich bemerkte, daß von beiden Pflanzen eine verschiedene Stimmung ausgehe, daß der Anblick des Lorbeers heiter, leicht, milde und ruhig mache, die japanesische Pflanze dagegen barbarisch, melancholisch wirke.

»Sie haben nicht unrecht,« sagte Goethe, »und daher kommt es denn auch, daß man der Pflanzenwelt eines Landes einen Einfluß auf die Gemütsart seiner Bewohner zugestanden hat. Und gewiß, wer sein Leben lang von hohen ernsten Eichen umgeben wäre, müßte ein anderer Mensch werden, als wer täglich unter luftigen Birken sich erginge. Nur muß man bedenken, daß die Menschen im allgemeinen nicht so sensibler Natur sind als wir andern, und daß sie im ganzen kräftig vor sich hin leben, ohne den äußeren Eindrücken so viele Gewalt einzuräumen. Aber so viel ist gewiß, daß außer dem Angeborenen der Rasse sowohl Boden und Klima als Nahrung und Beschäftigung einwirkt, um den Charakter eines Volkes zu vollenden. Auch ist zu bedenken, daß die frühesten Stämme meistenteils von einem Boden Besitz nahmen, wo es ihnen gefiel und wo also die Gegend mit dem angeborenen Charakter der Menschen bereits in Harmonie stand.

»Sehen Sie sich einmal um,« fuhr Goethe fort, »hinter Ihnen auf dem Pult liegt ein Blatt, welches ich zu betrachten bitte.«

»Dieses blaue Briefkuvert?« sagte ich.

»Ja«, sagte Goethe. »Nun, was sagen Sie zu der Handschrift? Ist das nicht ein Mensch, dem es groß und frei zu Sinne war, als er die Adresse schrieb? Wem möchten Sie die Hand zutrauen?«

Ich betrachtete das Blatt mit Neigung. Die Züge der Handschrift waren sehr frei und grandios. »Merck könnte so geschrieben haben«, sagte ich.

»Nein,« sagte Goethe, »der war nicht edel und positiv genug. Es ist von Zelter. Papier und Feder hat ihn bei diesem Kuvert begünstigt, so daß die Schrift ganz seinen großen Charakter ausdrückt. Ich will das Blatt in meine Sammlung von Handschriften legen.«

 


 

Freitag, den 3. April 1829

Mit Oberbaudirektor Coudray bei Goethe zu Tisch. Coudray erzählte von einer Treppe im großherzoglichen Schloß zu Belvedere, die man seit Jahren höchst unbequem gefunden, an deren Verbesserung der alte Herrscher immer gezweifelt habe, und die nun unter der Regierung des jungen Fürsten vollkommen gelinge.

Auch von dem Fortgange verschiedener Chausseebauten gab Coudray Nachricht, und daß man den Weg über die Berge nach Blankenhain, wegen zwei Fuß Steigung auf die Rute, ein wenig umleiten müssen, wo man doch an einigen Stellen noch achtzehn Zoll auf die Rute habe.

Ich fragte Coudray, wieviel Zoll die eigentliche Norm sei, welche man beim Chausseebau in hügeligen Gegenden zu erreichen trachte.

»Zehn Zoll auf die Rute,« antwortete er, »das ist bequem.«

»Aber,« sagte ich, »wenn man von Weimar aus irgendeine Straße nach Osten, Süden, Westen oder Norden fährt, so findet man sehr bald Stellen, wo die Chaussee weit mehr als zehn Zoll Steigung auf die Rute haben möchte.«

»Das sind kurze unbedeutende Strecken,« antwortete Coudray, »und dann geht man oft beim Chausseebau über solche Stellen in der Nähe eines Ortes absichtlich hin, um demselben ein kleines Einkommen für Vorspann nicht zu nehmen.« Wir lachten über diese redliche Schelmerei. »Und im Grunde«, fuhr Coudray fort, »ists auch eine Kleinigkeit: die Reisewagen gehen über solche Stellen leicht hinaus, und die Frachtfahrer sind einmal an einige Plackerei gewöhnt. Zudem, da solcher Vorspann gewöhnlich bei Gastwirten genommen wird, so haben die Fuhrleute zugleich Gelegenheit, einmal zu trinken, und sie würden es einem nicht danken, wenn man ihnen den Spaß verdürbe.«

»Ich möchte wissen,« sagte Goethe, »ob es in ganz ebenen flachen Gegenden nicht sogar besser wäre, die grade Straßenlinie dann und wann zu unterbrechen und die Chaussee künstlich hier und dort ein wenig steigen und fallen zu lassen; es würde das bequeme Fahren nicht hindern, und man gewönne, daß die Straße wegen besserem Abfluß des Regenwassers immer trocken wäre.«

»Das ließe sich wohl machen«, antwortete Coudray, »und würde sich höchst wahrscheinlich sehr nützlich erweisen.«

Coudray brachte darauf eine Schrift hervor, den Entwurf einer Instruktion für einen jungen Architekten, den die Oberbaubehörde zu seiner weiteren Ausbildung nach Paris zu schicken im Begriff stand. Er las die Instruktion, sie ward von Goethe gut befunden und gebilligt. Goethe hatte beim Ministerium die nötige Unterstützung ausgewirkt, man freute sich, daß die Sache gelungen, und sprach über die Vorsichtsmaßregeln, die man nehmen wolle, damit dem jungen Manne das Geld gehörig zugute komme und er auch ein Jahr damit ausreiche. Bei seiner Zurückkunft hatte man die Absicht, ihn an der neu zu errichtenden Gewerkschule als Lehrer anzustellen, wodurch denn einem talentreichen jungen Mann alsobald ein angemessener Wirkungskreis eröffnet sei. Es war alles gut, und ich gab dazu meinen Segen im stillen.

Baurisse, Vorlegeblätter für Zimmerleute von Schinkel wurden darauf vorgezeigt und betrachtet. Coudray fand die Blätter bedeutend und zum Gebrauch für die künftige Gewerkschule vollkommen geeignet.

Man sprach von Bauten, vom Schall und wie er zu vermeiden, und von großer Festigkeit der Gebäude der Jesuiten. »In Messina«, sagte Goethe, »waren alle Gebäude vom Erdbeben zusammengerüttelt, aber die Kirche und das Kloster der Jesuiten standen ungerührt, als wären sie gestern gebaut. Es war nicht die Spur an ihnen zu bemerken, daß die Erderschütterung den geringsten Effekt auf sie gehabt.«

Von Jesuiten und deren Reichtümern lenkte sich das Gespräch auf Katholiken und die Emanzipation der Irländer. »Man sieht,« sagte Coudray, »die Emanzipation wird zugestanden werden, aber das Parlament wird die Sache so verklausulieren, daß dieser Schritt auf keine Weise für England gefährlich werden kann.«

»Bei den Katholiken«, sagte Goethe, »sind alle Vorsichtsmaßregeln unnütz. Der päpstliche Stuhl hat Interessen, woran wir nicht denken, und Mittel, sie im stillen durchzuführen, wovon wir keinen Begriff haben. Säße ich jetzt im Parlament, ich würde auch die Emanzipation nicht hindern, aber ich würde zu Protokoll nehmen lassen, daß, wenn der erste Kopf eines bedeutenden Protestanten durch die Stimme eines Katholiken falle, man an mich denken möge.«

Das Gespräch lenkte sich auf die neueste Literatur der Franzosen, und Goethe sprach abermals mit Bewunderung von den Vorlesungen der Herren Cousin, Villemain und Guizot. »Statt des Voltairischen leichten oberflächlichen Wesens«, sagte er, »ist bei ihnen eine Gelehrsamkeit, wie man sie früher nur bei Deutschen fand. Und nun ein Geist, ein Durchdringen und Auspressen des Gegenstandes, herrlich! es ist als ob sie die Kelter träten. Sie sind alle drei vortrefflich, aber dem Herrn Guizot möchte ich den Vorzug geben, er ist mir der liebste.«

Wir sprachen darauf über Gegenstände der Weltgeschichte, und Goethe äußerte folgendes über Regenten.

»Um popular zu sein,« sagte er, »braucht ein großer Regent weiter keine Mittel als seine Größe. Hat er so gestrebt und gewirkt, daß sein Staat im Innern glücklich und nach außen geachtet ist, so mag er mit allen seinen Orden im Staatswagen, oder er mag im Bärenfelle und die Zigarre im Munde auf einer schlechten Troschke fahren, es ist alles gleich, er hat einmal die Liebe seines Volkes und genießt immer dieselbige Achtung. Fehlt aber einem Fürsten die persönliche Größe und weiß er nicht durch gute Taten bei den Seinen sich in Liebe zu setzen, so muß er auf andere Vereinigungsmittel denken, und da gibt es kein besseres und wirksameres als die Religion und den Mitgenuß und die Mitübung derselbigen Gebräuche. Sonntäglich in der Kirche erscheinen, auf die Gemeinde herabsehen und von ihr ein Stündchen sich anblicken lassen, ist das trefflichste Mittel zur Popularität, das man jedem jungen Regenten anraten möchte, und das, bei aller Größe, selbst Napoleon nicht verschmähet hat.«

Das Gespräch wendete sich nochmals zu den Katholiken, und wie groß der Geistlichen Einfluß und Wirken im stillen sei. Man erzählte von einem jungen Schriftsteller in Hanau, der vor kurzem in einer Zeitschrift, die er herausgegeben, ein wenig heiter über den Rosenkranz gesprochen. Diese Zeitschrift sei sogleich eingegangen, und zwar durch den Einfluß der Geistlichen in ihren verschiedenen Gemeinden. »Von meinem ›Werther‹«, sagte Goethe, »erschien sehr bald eine italienische Übersetzung in Mailand. Aber von der ganzen Auflage war in kurzem auch nicht ein einziges Exemplar mehr zu sehen. Der Bischof war dahinter gekommen und hatte die ganze Edition von den Geistlichen in den Gemeinden aufkaufen lassen. Es verdroß mich nicht, ich freute mich vielmehr über den klugen Herrn, der sogleich einsah, daß der ›Werther‹ für die Katholiken ein schlechtes Buch sei, und ich mußte ihn loben, daß er auf der Stelle die wirksamsten Mittel ergriffen, es ganz im stillen wieder aus der Welt zu schaffen.«

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