Vorwort

Kein Deutscher hat auf das religiöse Leben und von hier aus auf die ganze Geschichte seines Volkes so mächtig wie Luther eingewirkt, keiner mehr als er in seiner Persönlichkeit die Eigenart desselben getheilt und eben auch hierdurch unter ihm wirksam und volksthümlich werden können. Wenn wir die Männer der Vergangenheit vor unserer Erinnerung in neues Leben rufen, wird er für uns Deutsche immer in erster Linie stehen: für uns Protestanten der Gegenstand einer Liebe und Verehrung, der auch die unbefangenste geschichtliche Untersuchung keinen Eintrag thun, für Andere ein Stein des Anstoßes, den auch Lästerung und Lüge nicht überwältigen wird. –

Die voranstehenden Worte, welche diesem Buch bei seinem ersten Erscheinen um Weihnachten 1881 zum Eingang dienten, dürfen gewiß mit besonderem Gewicht in dem Jahre wiederholt werden, wo das Jubiläum der Geburt Luthers wiederkehrt und unser Buch, nachdem seine beiden ersten Auflagen schnell vergriffen worden sind, zur Feier desselben neu sich einstellen darf.

Wie ich bei der ersten Ausgabe auf mein größeres Werk »Martin Luther, sein Leben und seine Schriften, 2 Bände«, und auf die dort gegebenen historischen und kritischen Belege mich stützte, so habe ich jetzt und namentlich für einzelne in den neuen Auflagen vorgenommene Aenderungen auf die neue Bearbeitung jenes Werkes hinzuweisen, die gleichfalls jetzt in die Oeffentlichkeit getreten ist. – Die Illustrationen sind seit der zweiten Auflage durch das Facsimile eines Ablaßbriefs vom Jahr 1517 und die Wiedergabe mehrerer Titelblätter luther'scher Schriften bereichert.

Möge denn das Buch auch fernerhin tüchtig erfunden werden, einem weiten Kreise deutscher Leser den großen christlichen und deutschen Mann lebendig zu vergegenwärtigen.

September 1883.

J. Köstlin,

Professor der Universität Halle-Wittenberg.


 

Die sieben Initialen, am Eingang jedes Buches und am Eingang des Schlußkapitels sind dem Neuen Testamente der ersten Ausgabe der vollständigen deutschen Bibel Luthers v. J. 1534 entnommen.

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