Sechstes Kapitel.

Luthers Heirath.

Wir erinnern uns jener Aeußerungen Luthers auf der Wartburg, als er hörte, daß auf seine Lehre hin Geistliche in den Ehestand traten und Mönche ihr Gelübde nicht mehr gelten ließen. Ihm, sagte er, werde man kein Weib aufdringen. Er blieb in seinem Kloster, sah zu, wie ein Gesinnungsgenosse und Freund nach dem andern von dieser Freiheit Gebrauch machte, wünschte Glück dazu und rieth Andern desgleichen zu thun, ohne daß er für seine eigene Person seinen Sinn geändert hätte.

Ihm persönlich warfen seine Gegner vor, daß er zu weltlich lebe, mit Freunden bei Bier zusammen sitze, Lautenspiel treibe u.s.w. Nicht blos katholische Widersacher suchten darin Stoff für üble Nachreden, sondern auch sauer blickende Schwärmer, wie Münzer ließen sich darüber aus. Aber nur um so mehr ist zu beachten, daß Lästerreden bezüglich des Verhaltens zum weiblichen Geschlecht gegen ihn, welcher derartige Sünden beim hohen und niederen Klerus und Mönchsstand so offen und derb rügte, während jener Jahre doch auch von Seiten der erbittertsten Feinde nirgends laut geworden sind; die Verleumdungen dieser Art nahmen bei ihm erst von seiner Heirath Anlaß.

In Wahrheit war sein Leben voll angestrengtester Arbeit, Anspannung und Aufregung, wobei er, was leibliche Bedürfnisse betraf, mit den nothdürftigsten und einfachsten Erholungen und Genüssen sich begnügte. Indem das Angustinerkloster, in welchem er seinen Unterhalt hatte, durch den Austritt der Mönche allmählich sich auflöste, hörten zugleich die Einkünfte desselben auf. Luther berichtete über Mangel, der eintrat, im Jahr 1524 an Spalatin: er kümmere sich ja, wie jener wisse, nicht viel um dergleichen und wolle Niemandem deshalb Beschwerde machen; wenn er nicht Fleisch und Wein habe, könne er auch von Brod und Wasser leben. Aus Melanchthons Mund haben wir eine Ueberlieferung, daß Luthern vor seiner Verheirathung ein ganzes Jahr lang Niemand das Bett gemacht habe und es von Schweiß moderig geworden sei; dazu von ihm selbst die Aeußerung: »ich war müde und arbeitete den Tag mich ab und fiel also in's Bette und wußte nichts darum.«

Auch als er, wie wir schon früher erwähnten, im Herbst 1524 die Mönchskutte mit der weltlichen Kleidung eines Gelehrten vertauschte und als außer ihm von all den früheren Mönchen nur noch der Prior Brisger in seinem Kloster verweilte, harrte er dort ruhig aus und ließ den Gedanken, ehelich zu werden, nicht an sich kommen. Eine adelige Dame, Argula von Staufen, Gemahlin des zuvor in bairischen Diensten stehenden Ritters von Grumbach, die für die Sache des Evangeliums öffentlich geschrieben, dafür mit ihrem Mann die Ungnade des Herzogs von Baiern erlitten und nun auch brieflichen Verkehr mit den Wittenbergern und Spalatin angeknüpft hatte, erlaubte sich gegen Spalatin Aeußerungen darüber, ob denn Luther nicht in den Ehestand treten wolle. Luther schrieb hierauf diesem am 30. November 1524: »Ich wundere mich nicht, daß solches von mir geschwatzt wird, da man auch viel Anderes schwatzt; du aber danke Jener in meinem Namen und sage ihr, ich sei in der Hand des Herrn als eine Kreatur, deren Herz er ändern und wieder ändern, tödten oder lebendig machen kann in jedem Augenblick; wie aber mein Herz bisher gestanden hat und noch steht, so wird nicht geschehen, daß ich ein Weib nehme; nicht als ob ich mein Fleisch oder Geschlecht nicht spürete, – aber mein Sinn ist fern vom Heirathen, weil ich täglich den Tod und die wohlverdiente Strafe eines Ketzers erwarte.«

Nachher äußerte Luther selbst: »Der Herr hat mich plötzlich und während ich an ganz Anderes dachte, in den Ehestand hinein geworfen.« Erst im Frühjahr des folgenden Jahres sehen wir den Entschluß dazu bei ihm erwachsen und dann schnell vollends reifen.

In einem Brief vom 12. März 1525 klagte er seinem nach Magdeburg übergegangenen Freund Amsdorf über Niedergeschlagenheit und Anfechtung und bat ihn um einen freundschaftlichen, tröstenden Besuch. Es war, wie wir aus dem Zusammenhang des Schreibens sehen, eine Anfechtung, bei der Luther zu empfinden bekam, daß es, nach dem Wort der Schrift, für den Mann nicht gut sei, allein zu sein, sondern er eine Gehülfin haben sollte, die um ihn sei. Ueber eine solche mag er auch schon mit Amsdorf sich besprochen haben, und zwar war hiebei wohl die Rede von einer Magdeburgerin aus dem Geschlechte Alemann, das durch treue Anhänglichkeit an die evangelische Lehre sich dort auszeichnete.

Luthers eigener Blick aber wandte sich vielmehr der früheren Nonne Katharina von Bora zu. Aus einem alten, aber armen adeligen Geschlechte hervorgegangen, war sie schon als Kind im Kloster Nimtzsch bei Grimma untergebracht worden. Wir finden sie dort schon im Jahre 1509; geboren war sie am 29. Januar 1499. Sechzehn Jahre alt, wurde sie bereits als Nonne eingesegnet. Als die evangelische Lehre auch in Nimtzsch bekannt wurde, strebte Katharina mit anderen Nonnen von den Banden los zu kommen, die sie ohne wahre Freiheit und Erkenntniß auf sich genommen hatten. Vergebens richteten sie deshalb Bitten an ihre Verwandten. Da nahm sich der Torgauer Bürger und Rathsherr Leonhard Koppe ihrer an. Durch ihn und zwei Genossen desselben wurden neun Nonnen in der dem Osterfest (5. April) vorangehenden Nacht 1523 mit List aus dem Kloster entführt. Luther rechtfertigte ihren Austritt in einem öffentlichen Sendschreiben an Koppe, sammelte auch Beiträge für ihren Unterhalt, bis sie weiter versorgt werden könnten. Zuerst kamen sie nach Wittenberg, und hier blieb Katharina im Hause des Stadtschreibers und nachmaligen Bürgermeisters Philipp Reichenbach.

Im 26. Lebensjahr also stand sie, als Luther ihr sich zuwandte. Dieser sprach später gegen seine Freunde und wohl auch gegen seine Frau selbst offen aus, daß er sie zuvor nicht geliebt habe; denn er habe sie, und zwar nicht ohne Grund, im Verdacht gehabt, daß sie stolz sei. Er dachte vielmehr noch kurz zuvor daran, sie einem Geistlichen Namens Glatz zu vermählen, der übrigens nachher schlecht in seinem Amt sich bewährte; hiegegen soll sie den Amsdorf als vertrauten Freund Luthers um Hülfe angegangen und ihm offen erklärt haben, daß sie Jenen nicht wolle, wohl aber zu einem ehrsamen Ehebund mit ihm selbst oder mit Luther bereit wäre. Durch Schönheit oder andere besondere äußere Reize war sie, wenn wir Cranachs Bildern irgend trauen dürfen, nicht ausgezeichnet. Aber sie war eine gesunde, derbe und kräftige, offene und treue deutsche Frauennatur. Luther durfte erwarten, in ihr eine treue, frische und ausdauernde Gehülfin für sein Leben zu bekommen, mit dessen äußeren Bedürfnissen und Sorgen er selbst sich sehr wenig befassen konnte und wollte und unter dessen leiblichen Leiden und inneren Anfechtungen ihm eine solche Gefährtin noth that. Falls sich bei ihr ein allzu hochstrebender Sinn regen sollte, so war er ja ganz der Mann, ihn in aller Ruhe und Liebe zurecht zu setzen.

Wie ihn die Gedanken an Eintritt in den Ehestand jetzt weiter bewegten, giebt sich besonders in Schreiben zu erkennen, worin er Freunde aufforderte, ihrerseits diesen Schritt zu thun. So schrieb er am 27. März an Wolfgang Reißenbusch, Präceptor des Klosters in Lichtenberg: der Mensch sei von Gott zur Ehe geschaffen; Gott habe den Mann so gemacht, daß er nicht gut ihrer sich enthalten könne; wer sich der Ehe schäme, müsse sich auch schämen, daß er Mensch sei, oder müsse es besser machen als Gott es gemacht habe; der Teufel habe den Ehestand verleumdet, während er daneben Leute, die in Unzucht und Buberei leben, in großen Ehren bleiben lasse. Es waren Luthers eigene Erfahrungen, aus welchen heraus er so von der natürlichen Bestimmung des Mannes für's eheliche Leben sprach; in demselben Sinn äußerte er später einmal: »Fromm sein außer der Ehe ist nicht die kleinste Anfechtung, wie die wissen, die es versucht haben.« Gemäß dem, was er dort vom Teufel sagte, hat er die Schmach wohl vor Augen, die namentlich ihm selbst drohte, wenn er zum Ehestand sich entschlösse; er sagt dann weiter zu Reißenbusch: es sei, wenn er Gottes Wort und Werk ehre, nur um ein kleines Schandstündlein zu thun, dann werden Ehrenjahre folgen. In einem Brief an Spalatin vom 10. April äußerte er dann über sich: »Ich treibe mit so vielen Gründen Andere zur Ehe, daß ich bald selbst dazu gebracht werde, dieweil die Feinde nicht aufhören, diesen Stand zu verdammen, und unsere kleinen weisen Leute, ihn täglich zu verlachen.« Solcher »Weiser« aus seinem eigenen gelehrten und theologischen Wittenberger Kreise hat er auch sonst gedacht. Er aber wollte nicht blos trotz alles Verdammens und Lachens dem Willen seines Schöpfers folgen, sondern es ward ihm zur Pflicht, eigens hiegegen durch die That wie durch's Wort Zeugniß abzulegen. Hielten ihm doch die Gegner vor, daß er nicht zu thun wage, was er Anderen rathe. Wenige Tage darauf, unmittelbar vor seiner Abreise nach Eisleben, schrieb er weiter an Spalatin, derselbe möge zusehen, daß nicht er, dessen Sinn dem Ehelichwerden ganz abgeneigt gewesen, ihm am Ende gar noch darin zuvor komme.

Unter den Schrecken des Bauernkrieges, der jetzt um ihn her losbrach, und im ernsten Hinblick auf ein nahes Ende, das ihm selbst drohen möchte, hat er dann also, wie sein Brief an Rühel vom 4. Mai zeigt, erst recht vollends den Gedanken ergriffen, dem Teufel zum Trotz seine Käthe noch zur Ehe zu nehmen; das ist auch der erste uns bekannte Brief, in welchem er einem Freund ihren Namen genannt hat. In gleicher Weise hielt er jenen Gedanken fest durch die folgenden schweren Wochen, in denen er seinem Kurfürsten die letzte Ehre erweisen, zum blutigen energischen Kampf gegen die Bauern aufrufen und die über sein scharfes Wort ergehenden Vorwürfe vernehmen mußte. Indem er dann dem Cardinal Albrecht jene Ermahnung, sich zu verheirathen, zusandte, schrieb er zugleich seinem Freund Rühel, der auch die Stelle eines Rathes bei diesem bekleidete, am 3. Juni: »Wo meine Ehe Sr. Kurf. Gnaden eine Stärkung sein möchte, wollt ich gar bald bereit sein, Sr. Kurf. Gnaden zum Exempel vorherzutraben, nachdem ich doch sonst im Sinn bin, ehe ich aus diesem Leben scheide, mich in dem Ehestande finden zu lassen, welchen ich von Gott gefordert achte«; er habe das, fügt er bei, im Sinn, wenn es bei ihm auch nur zur Verlobung oder Antrauung und nicht zu einem wirklichen Vollzug der Ehe kommen sollte.

Martin Luther
Abb. 32: Luther nach einem Gemälde Cranachs v. J. 1525 (in Wittenberg).

Rasch aber faßte er vollends den letzten Entschluß, um alles lose und böse Gerede abzuschneiden, das sich zu erheben drohte, sobald man etwas von seinen Absichten auf die Bora merke. Er machte dabei keinen seiner Freunde mehr zum Vertrauten. Er handelte so, wie er auch nachher Andern zu thun empfohlen hat: »Es ist,« sagt er da, »nicht gut, viel dazu zu reden, man muß Gott um Rath fragen und beten und darnach bald fortfahren.«

Katharina Luther, geb. von Bora
Abb. 33: Katharina L., geb. v. Bora, nach einem Gemälde Cranachs wohl v. J. 1525 (in Berlin).

Darüber, wie er schließlich mit Katharina sich verständigte, besitzen wir keine Nachricht. Auf den Abend des 13. Juni's aber, des Dienstags nach dem Trinitatisfest, lud er seine Freunde Bugenhagen, den Pfarrer der Stadt, Jonas, den Professor und Probst des Allerheiligenstiftes, Lukas Cranach nebst Frau und den juristischen Professor Apel, einen früheren bischöflich bambergischen Domherrn, der selbst auch eine Nonne geheirathet hatte, zu sich in seine Wohnung ein und vermählte sich vor ihnen mit Katharina. In der herkömmlichen Weise wurde die Trauung vollzogen. Ohne Zweifel nämlich wurden, und zwar durch den anwesenden Pfarrer Bugenhagen, die beiden Eheleute nach dem in Deutschland herrschenden Gebrauch, dem Luther hernach auch in seinem Traubüchlein folgte, befragt, ob sie einander zum ehelichen Gemahl haben wollen, ihre rechten Hände zusammengefügt und sie so im Namen des dreieinigen Gottes »ehelich zusammengesprochen«. Die Ehe war hiemit geschlossen, Katharina blieb bei Luther als sein Weib. Tags darauf hielt Luther mit jenen Freunden ein kleines Frühmahl; der Magistrat, dessen Mitglied Cranach war, wünschte ihm dazu Glück mit einer Gabe Weines. Auf vierzehn Tage später, den 27. Juni, setzte Luther eine größere Feier mit einem Hochzeitsmahle fest, um dazu auch auswärtige Freunde versammeln zu können. Sie sollten ihm, wie er ihnen schrieb, seine Ehe »versiegeln und gewiß machen« und »den Segen darüber sprechen helfen«. Vor Allem freute er sich, seinen »lieben Vater und Mutter« dabei haben zu können. Unter den Beweggründen für seinen Schritt nannte er besonders auch das noch, daß er eine alte Pflicht den Wünschen seines Vaters gegenüber zu erfüllen gehabt habe.

So groß die Ueberraschung war, welche Luther mit seiner schnellen Vermählung hervorbrachte, so groß das Gerede und der Lärm, der sogleich darüber sich erhob.

Auch unter Anhängern und Freunden, namentlich unter jenen »Weisen«, von denen er schon vorher sprach, entstand Befremden und Kopfschütteln; man fand, daß der große Mann sich erniedrigt habe, und gerieth, indem man nach den Ursachen seines Schrittes fragte, in Klatschereien hinein. Der ihm sonst so vertraute Melanchthon war, wie ein von ihm am 16. Juni dem Philologen Camerarius zugesandter Bericht zeigt, im Augenblick ganz außer Fassung. Er erkannte an, daß das eheliche Leben ein heiliger und Gott wohlgefälliger Stand sei, daß es ferner für Luthers Naturell und Persönlichkeit recht gute Folgen haben möge, meinte aber doch, Luthers Herabsteigen in diesen Stand sei eine bedauerliche Schwäche und schade seinem Ansehen, während Deutschland gerade jetzt mehr als je seines Geistes und seiner Kraft bedürfte. Luther hatte ihn wohl eben deshalb am 13ten nicht mit eingeladen, weil er vermuthete, daß Melanchthon schwer in seine That sich finden werde. Wenige Tage nachher hat übrigens dieser doch freudig und warm den gemeinsamen Freund Link gebeten, bei der Feier am 27. Juni gewiß zu erscheinen. Davon, daß Luther auch hier als charakterfester Mann gehandelt und an Charakter und Kraft nicht nachgelassen habe, konnten jene Alle bald genug sich überzeugen.

Die Gegner nahmen Anlaß zu gemeinen Lügen, welche später noch weiter ausgesponnen und bis auf unsere Zeit immer wieder theils schamlos neu aufgefrischt, theils wenigstens in verhüllten und verschämten Andeutungen wiederholt worden sind.

Luthern selbst war zuerst seltsam zu Muth in dem neuen Lebensstand, zu welchem er, der 41jährige Mann, so plötzlich und mitten unter seiner strengen Berufsarbeit und den großen öffentlichen Ereignissen und Kämpfen übergegangen war. Dazu mußte er sogleich jene ungünstige Aufnahme wahrnehmen, welche seinem Schritt schon inmitten seiner Wittenberger Umgebung zu Theil wurde. Melanchthon fand ihn während jener ersten Tage in einer gewissen gedrückten, unruhigen Stimmung. Aber er blieb dessen gewiß, daß, wie er sich ausdrückte, Gott ihn in diesen Stand hineingeworfen habe. An dem Tag, an welchem Melanchthon dem Camerarius so ängstlich über seine Heirath berichtete, schrieb er selbst an Spalatin: »Ich habe mich so gering und verächtlich gemacht, daß ich hoffe, die Engel werden lachen und alle Teufel weinen.« In den Schreiben, mit welchen er dann die Freunde auf den 27. Juni einlud, wechseln freundlicher Humor und Worte tiefen Ernstes, ja auch wieder der Gedanke an den Tod und die Sehnsucht, einmal aus dieser tollen Welt erlöst zu werden. Weiterhin hat nun Luther auch auf Grund eigener Erfahrungen von den Segnungen, den Freuden und heilsamen Lasten dieses von Gott eingesetzten und geheiligten Standes gepredigt und nie ohne Dank gegen Gott von seinem eigenen Eintritt in denselben geredet. Seiner Frau gab er siebzehn Jahre später in seinem Testamente das Zeugniß, daß sie ihn »als ein fromm, treu ehelich Gemahl allezeit lieb, werth und schön gehalten.«

Ueber die Feier am 27. Juni haben wir keine näheren Berichte. Sie war, was das Mahl betrifft, eine sehr einfache, verglichen mit den zu jener Zeit üblichen ausgedehnten Hochzeitsgastereien. Die Universität schenkte Luthern dazu einen fein gearbeiteten silbernen Becher, der unten am Fuß die Worte trägt: »Die löbliche Universität der churfürstlichen Statt Wittenberg verehret dieses Brautgeschenke Doctor Martino Luthern und seiner Jungfruw Kethe von Bore«[1].

Das Klostergebäude, welches kurz darauf auch Brisger verließ, um Pfarrer zu werden, verblieb nach der Verfügung des Kurfürsten Luthern zur Wohnung. Hier also hatte Käthe jetzt ihren Haushalt einzurichten.

Die protestantische Nachwelt hat gewünscht, ein Andenken an diesen Ehebund auch in den Eheringen der beiden Gatten bewahren zu können. Solche sind nun wahrscheinlich bei ihrer Vermählung überhaupt nicht gebraucht worden, da Luther diese so rasch und ohne Vorherwissen Anderer vollziehen wollte. Wohl aber hat sich ein Ring erhalten, den Luther laut der Inschrift (D. Martino Luthero Catharina v. Boren 13. Jun. 1525) wenigstens nachträglich zum Gedächtniß jenes Tages von seiner Käthe empfangen hat. Derselbe ist neuerdings, im Jahre 1817, in Copieen vervielfältigt worden. Er trägt das Bild des Gekreuzigten und seiner Marterwerkzeuge, ganz entsprechend dem Sinne des Reformators, wonach auch seine Ehe im Namen des für uns gekreuzigten Herrn geschlossen sein und geführt werden sollte. Außerdem besitzen wir (im Herzogl. Museum zu Braunschweig) noch einen Doppelring, aus zwei ineinander gefügten Reifen bestehend, von welchen der eine einen Diamant mit den Anfangsbuchstaben seines Namens (M. L. D.), der andere einen Rubin mit denen seiner Gattin (C. v. B.) enthält. Die innere Fläche des ersten Reifens trägt die Worte: »WAS · GOT · ZUSAMEN · FIEGT«, die des zweiten die Worte: »SOL · KEIN · MENSCH · SCHEIDEN.« Der Ring war wohl das Geschenk eines Freundes an ihn oder auch, wie Andere annehmen, an seine Frau.


Abb. 34: Luthers Ring an Katharina.

Abb. 35: Luthers Doppelring.
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Anmerkungen:
  1. Er ist jetzt im Besitz der Universität Greifswald.
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