Tod des Peter Paul Rubens

Das Leben hat Rubens erst in seiner Todesstunde hart angefasst. Krankheit senkt sich auf ihn nieder, und der physische Schmerz lässt ihn aufschreien. Immer häufiger folgen sich die gichtischen Anfälle, und das Alter droht ihn mit tausend Qualen zu bedrängen. Glücklicherweise wird das Übel am 29. Mai 1640 so rasch gefährlich, dass sein ganzer Körper nur Brand scheint und er schon am nächsten Tage in einem Anfall letzter Qual verscheidet. Man denke, welchen Abschied die Augen eines so glühend Lebendigen vom Leben nehmen mussten.

Am 27. Mai hatte er sein Testament verfasst. Sollte einer seiner Söhne Maler werden, so war er zum Erben aller seiner Zeichnungen bestimmt. Helene Fourment hinterließ er das wunderbare intime Bild: das »Pelzchen«. Für den Verkauf seiner Bilder empfahl er als Ratgeber Frans Snyders, Jan Wildens und Jacques Moeremans. Außerdem besaß er 19 Bilder von Tizian, 17 von Tintoretto, 7 Veroneses und einzelnes von Raffael, Ribera, van Eyck, Holbein, Lukas van Leyden, Quentin Metsys, Brouwer und vom älteren Brueghel. Sie stellen gewissermaßen seine Bibliothek von Werken dar und berichten uns, wenn ich so sagen darf, über die Art seiner Lektüre und seines Gefühles. Dazu kamen noch, um seinen Geschmack am besten zu bekunden, 32 Kopien Tizians, die er selber angefertigt hatte. Nach Abzug aller Kosten betrug die Einnahme des Verkaufs, der im März 1642 im Souci d'or stattfand, 700000 Gulden. Unter den Käufern befanden sich der Bankier Jabach, ein Vertreter des Königs von Spanien, Agenten des Kaisers von Deutschland, des Königs von Bayern und des Königs von Polen. Auch Helene Fourment und seine beiden Kinder aus erster Ehe erwarben mehrere Werke. Am 2. Juni wurde sein Leichenbegängnis gefeiert, unter gewaltiger Beteiligung der Menge; denn es schien, dass sich die Stadt des Verlustes bewusst war, den sie erlitt, als nun ihr größter Verkünder vor den Jahrhunderten zum letzten Male durch die Straßen zog. Ihre Erde ward geheiligter und ruhmvoller, seit sie den toten Rubens in sich schloss.

Im Totenregister des Sprengeis von Saint-Jacques kann man lesen: »Am 2. Juni wurde die Messe für den Herrn Peter Paul Rubens gelesen, der in der Gruft der Herren von Fourment begraben wurde und drei Tage vorher starb. Diese Herren haben alle die Ausgaben gedeckt, und die Almosensammlung hat 9 Gros und 10 Sous ergeben. Der Leichenzug fand mit sechzig Fackeln statt, die mit Kreuzen von rotem Samt geschmückt waren, und mit der Musik von Unserer lieben Frau. Wir haben das Miserere vor der Messe gesungen, das Dies irae und andere Psalmen. Seine Aufbahrung erfolgte mit sechs Kerzen, und die Kosten der Kirche, die zuerst sechs Pfund betrugen, hoben sich auf 69 Gros 3 Cents, die bezahlt wurden. Die ganze Geistlichkeit von Saint-Jacques, gefolgt vom Orden, begleitete Rubens' Leib, und die Mönchsorden hielten an seiner Bahre Wacht. Sechzig Waisen trugen die Fackeln. Hinter der Familie schritten die Korporation der Maler, der Magistrat, der Adel und die Behörden. Das Begräbnis war durchaus ehrenvoll und in allen Würden.«

Heute ist die Kapelle hinter dem Chore, wo Rubens ruht, mit einem seiner Meisterwerke geschmückt. Auf der Steinplatte ist eine lateinische Inschrift zu lesen, die von Caspar Gevaerts im 17. Jahrhundert verfasst wurde. Sie ist pomphaft und nichts mehr. Und ungleich besser verkündigt das Bild dort zu ihren Häupten mit der Rundung seiner Linien und der Helligkeit seiner Farben den unsterblichen Ruhm des größten flämischen Malers.

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