Friedrich Schiller über Gottesdienst

  • Wie wurde mir, als ich ins Innre nun
    der Kirchen trat und die Musik der Himmel
    herunterstieg und der Gestalten Fülle
    verschwenderisch aus Wand und Dekke quoll,
    das Herrlichste und Höchste, gegenwärtig,
    vor den entzückten Sinnen sich bewegte,
    als ich sie selbst nun sah, die Göttlichen,
    den Gruß des Engels, die Geburt des Herrn,
    die heil'ge Mutter, die herabgestiegene
    Dreifaltigkeit, die leuchtende Verklärung
    - als ich den Papst drauf sah in seiner Pracht
    das Hochamt halten und die Völker segnen!
    O, was ist Goldes, was Juwelen Schein,
    womit der Erde Könige sich schmükken!
    Nur er ist mit dem Göttlichen umgeben.
    Ein wahrhaft Reich der Himmel ist sein Haus,
    denn nicht von dieser Welt sind diese Formen.

Friedrich Schiller

deutscher Schriftsteller

* 10.11.1759 Marbach am Neckar
† 09.05.1805 Weimar

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