Jean Paul über Musik

  • Musik ist die Poesie der Luft.

Jean Paul

deutscher Schriftsteller

* 21.03.1763 Wunsiedel
† 14.11.1825 Bayreuth

Gedanken zum Zitat

Der Schriftsteller Jean Paul (1763-1825) verbindet mit seinem poetischen Satz »Musik ist die Poesie der Luft« zwei zentrale Ausdrucksformen des Menschseins: Musik und Poesie. Er bringt in einem einzigen Bild die Vorstellung zum Ausdruck, dass Musik eine ebenso kunstvolle, bedeutungsschwere und seelisch bewegende Sprache ist wie die Dichtung, nur, dass sie nicht in geschriebenen oder gesprochenen Worten existiert, sondern in Klängen, die durch die Luft schweben und unmittelbar das Herz erreichen. Die Musik wird hier zur »Poesie«, aber nicht auf dem Papier, sondern in der Luft; unsichtbar, flüchtig, und doch tief wirkungsvoll.

Poesie als verdichtete Form der Sprache meint weit mehr als sie wörtlich sagt. Sie spricht zur Seele, spielt mit Klang, Rhythmus, Bildsprache und Emotion. Wenn Musik als »Poesie der Luft« bezeichnet wird, bedeutet das: Auch Musik spricht in Bildern, erzeugt Emotionen und bringt Unsagbares zum Ausdruck. Allerdings tut sie das nicht durch Worte, sondern durch Töne, Melodien, Harmonien. Die Luft ist dabei das Medium, das den Klang trägt, sie wird gewissermaßen zum poetischen Trägerstoff.

Musik als unsichtbare, fühlbare Kunst

Musik ist immateriell – sie lässt sich nicht anfassen, nicht sehen, sie ist flüchtig und doch spürbar. Anders als ein Gemälde oder ein Buch, das bleibt, verschwindet ein gespielter Ton nach dem Erklingen. Und gerade darin liegt ihre Magie: Sie ist ein Momentkunstwerk, das sich im Ohr entfaltet und im Herzen widerhallt. Ihre Wirkung kann man nicht mit bloßem Verstand erklären, man muss sie erleben, erfühlen.

Wenn man sagt, Musik sei »die Poesie der Luft«, so erkennt man an, dass sie genau wie die Dichtung nicht nützlich im funktionalen Sinne ist, sondern eine Nahrung für die Seele, eine Sprache dee innersten Gefühle.

Sowohl Poesie als auch Musik wollen nicht bloß informieren, sondern berühren, erschüttern, verzaubern. In der Poesie geschieht das durch Worte, Bilder und Metaphern, in der Musik durch Klangfarben, Tempi und Intervalle. Beides sind Mittel der Menschlichen Selbstvergewisserung: In Musik wie in Dichtung verarbeiten Menschen Erfahrungen, Gefühle, Erinnerungen und Hoffnungen. Doch wo Worte manchmal versagen, spricht die Musik weiter. Sie ist unmittelbarer, ungreifbarer, eben poetisch, aber nicht sprachlich, sondern klanglich.

Die Luft als Symbol des Unfassbaren

Dass Musik als »Poesie der Luft« bezeichnet wird, verweist auch auf das Elementarste: Luft ist lebensnotwendig für Mensch und Natur ebenso wie für die Musik. Denn ohne Luft kein Klang, ohne Klang keine Musik.

Doch Luft ist auch das Unfassbare, das Unsichtbare, so wie Musik, die nicht gesehen, sondern nur gehört und gefühlt werden kann. Die Luft wird durch Schwingung zur Trägerin von Emotion. Der Ausdruck suggeriert: Musik ist wie ein Gedicht, das durch die Luft reist, den Raum erfüllt, in uns eindringt und dort eine tiefere, vielleicht wortlose Wahrheit enthüllt.

Jean Paul liefert mit »Musik ist die Poesie der Luft« ist eine liebevolle und tiefsinnige Umschreibung für das, was Musik in unserem Leben bedeutet: Sie ist keine bloße Aneinanderreihung von Tönen, sondern ein poetisches Ereignis, das im Raum schwebt und das Innere des Menschen berührt. Sie ist Dichtung ohne Worte, Gefühl ohne Erklärung, Ausdruck ohne Definition.

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