Sprichwort über Eile

  • Eile ist die Mutter der Unvollkommenheit.

Gedanken zum Zitat

Das aus Brasilien überlieferte Sprichwort »Eile ist die Mutter der Unvollkommenheit« bringt eine Wahrheit auf den Punkt, die wir alle aus Erfahrung kennen: Wer hastet, macht Fehler. Die Redewendung verbindet die Eile bildhaft mit der Rolle einer »Mutter« – sie ist nicht bloß ein Umstand, sondern die Ursache, der Ursprung, aus dem das Unvollkommene hervorgeht. Eine kraftvolle Metapher, die vor vorschnellem Handeln warnt und für Achtsamkeit und Sorgfalt plädiert.

In vielen Lebensbereichen zeigt sich, wie zutreffend dieses Sprichwort ist. In der Handwerkskunst etwa führt Eile fast unweigerlich zu Schlampigkeit, Ungenauigkeit oder gar zum Scheitern des gesamten Projekts. In der Kommunikation entstehen durch überhastete Aussagen leicht Missverständnisse oder verletzende Worte. Selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen kann ein zu schnelles Vorgehen dazu führen, dass Vertrauen und Tiefe nicht wachsen – und stattdessen Oberflächlichkeit und Instabilität entstehen.

In unserer von Zeitdruck geprägten Gesellschaft hat dieses Sprichwort eine besonders aktuelle Bedeutung. Der Wunsch, alles schnell zu erledigen, jede Aufgabe sofort abzuschließen, bringt oft das Gegenteil von Qualität hervor. Produkte werden fehlerhaft, Entscheidungen unausgereift, Gespräche leer. Die Unvollkommenheit, die daraus entsteht, ist nicht einfach ein kleines Manko – sie ist ein strukturelles Ergebnis der übermäßigen Beschleunigung.

Gleichzeitig mahnt das Sprichwort zur Demut: Niemand ist perfekt, aber wer sich Zeit nimmt, kann Fehler vermeiden, ausbessern, weiterentwickeln. Vollkommenheit – oder zumindest ein hoher Grad an Qualität – ist ein Prozess. Sie entsteht durch Geduld, Wiederholung, Aufmerksamkeit für Details. Und genau das steht im Gegensatz zur Eile. „Eile ist die Mutter der Unvollkommenheit“ erinnert uns daran, dass wahre Meisterschaft nicht im schnellen Erledigen liegt, sondern im bedachten Tun. Nicht Geschwindigkeit bringt Tiefe, sondern Konzentration. In einer Welt, in der Tempo oft über Substanz gestellt wird, ist dieses Sprichwort ein leiser, aber klarer Appell: Wer Schönes, Gutes oder Wahres schaffen will, muss sich Zeit nehmen – und der Eile widerstehen.

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