Sprichwort über Feind

  • Verfolge keinen Feind, den du schon bestraft hast!

Gedanken zum Zitat

Das aus der Mongolei überlieferte Sprichwort »Verfolge keinen Feind, den du schon bestraft hast« mahnt zur Mäßigung im Umgang mit Gegnern. Es ruft zur Besonnenheit und zum Verzicht auf Rachsucht auf, ein Wert, der in vielen moralischen, religiösen und philosophischen Traditionen verankert ist. Die Botschaft ist klar: Wer Vergeltung geübt oder Gerechtigkeit durchgesetzt hat, sollte es dabei belassen und nicht in blinde Verfolgung oder überzogene Härte verfallen.

Im Mittelpunkt dieses Sprichworts steht der Gedanke von Gerechtigkeit statt Vergeltung. Ein Feind, der bereits bestraft wurde, sei es durch Worte, Taten oder durch rechtliche Mittel, hat seine Schuld in gewisser Weise beglichen. Ihn weiter zu verfolgen, wäre überzogen, vielleicht sogar grausam. Man würde sich dadurch selbst auf ein Niveau herablassen, das dem eines Rächers oder Tyrannen ähnelt.

Die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache ist oft schmal und kann recht schnell überschritten werden. Doch das Verfolgen eines bereits bestraften Feindes hat häufig zerstörerische Folgen für beide Seiten. Denn der bereits Bestrafte wird gedemütigt und möglicherweise in die Ecke gedrängt, was zu neuer Feindseligkeit führen kann. Der Verfolger wiederum verliert seine moralische Integrität. Wer nicht loslassen kann, lebt in der Vergangenheit und nährt den eigenen Groll. Das ist aber ein Zustand, der persönliches Wachstum und gesellschaftlichen Frieden verhindert.

Auch in politischen und sozialen Kontexten ist das Sprichwort relevant. Gesellschaften, die nach Konflikten oder Umbrüchen weiterhin alte Feinde verfolgen, schaffen selten Versöhnung. Versöhnung ist jedoch ein Fundament für Zukunft. Vergebung und ein Schlussstrich, sobald Gerechtigkeit hergestellt wurde, sind Zeichen von Reife und Weitblick, die dem zukünftigen Frieden eine Chance geben.

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