Sprichwort über Feind
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Der Feind meines Feindes ist mein Freund
Gedanken zum Zitat
Das arabische Sprichwort »Der Feind meines Feindes ist mein Freund« beschreibt eine alte, politisch wie menschlich bedeutsame Strategie: das temporäre Bündnis gegen einen gemeinsamen Gegner. Es ist vor allem aus dem Bereich der Diplomatie, Kriegsführung und Machtpolitik bekannt, findet sich aber ebenso in alltäglichen sozialen Beziehungen wieder. In seiner Kürze offenbart es eine nüchterne Logik, die jedoch ethisch nicht unproblematisch ist.
Der Grundgedanke dahinter ist einfach: Zwei Parteien, die sich sonst vielleicht fremd oder sogar feindlich gegenüberstehen, erkennen in einem dritten, übergeordneten Feind eine größere Bedrohung. Um diesen zu besiegen oder zu schwächen, schließen sie sich kurzfristig zusammen. Pragmatische Interessen überwiegen persönliche Unterschiede. Solche Bündnisse sind historisch oft zu beobachten in der Außenpolitik oder im Machtgefüge großer Reiche.
Auf menschlicher Ebene lässt sich das Sprichwort ebenfalls anwenden: In Schulen, am Arbeitsplatz oder in privaten Konflikten verbünden sich Menschen manchmal mit Personen, die sie sonst meiden würden, nur weil ein gemeinsames »Gegenüber« existiert. Dabei steht nicht Sympathie im Vordergrund, sondern der Wunsch nach Unterstützung, Schutz oder strategischem Vorteil.
Allerdings enthält das Sprichwort auch eine kritische Leerstelle: Es fragt nicht nach Werten, Motiven oder langfristigen Folgen solcher Zweckbündnisse. Wer nur aufgrund eines geteilten Feindbildes eine Allianz eingeht, kann sich in gefährliche Abhängigkeiten begeben oder moralisch fragwürdige Allianzen bilden. Geschichte und Gegenwart zeigen, wie instabil und kurzsichtig solche Verbindungen oft sind. Sobald der gemeinsame Feind verschwunden ist, kehrt oft der ursprüngliche Konflikt zurück, manchmal noch heftiger als zuvor.
Darüber hinaus kann dieses Denken zu einem stark polarisierten Weltbild führen, in dem es nur Freund oder Feind gibt, aber keine Zwischenstufen, kein Dialog, kein differenziertes Urteil. Solche Sichtweisen fördern Konflikte und verhindern Versöhnung.
Das Sprichwort »Der Feind meines Feindes ist mein Freund« spiegelt somit eine uralte politische Taktik und menschliche Reaktion auf Bedrohung wider. Es zeigt auzf, wie Zweckbündnisse entstehen können – oft aus Not, nicht aus Überzeugung. Doch es mahnt auch zur Vorsicht: Nicht jede Allianz, die im Moment nützlich scheint, ist auf Dauer tragfähig oder moralisch vertretbar. Klug ist, wer nicht nur fragt, gegen wen, sondern auch wofür er einsteht.