Sprichwort über Glück

  • Glück bringt Neider.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Glück bringt Neider« zeigt in knapper Form eine bittere Beobachtung des sozialen Zusammenlebens auf: Wer erfolgreich ist, wer Glück hat – sei es im Beruf, in der Liebe oder im finanziellen Bereich – zieht nicht nur Anerkennung und Bewunderung auf sich, sondern häufig auch Neid. Glück, das eigentlich Freude ausstrahlen sollte, kann im sozialen Kontext schnell Misstrauen, Missgunst oder Ablehnung hervorrufen. Warum ist das so?

Neid ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Er entsteht oft dort, wo ein Vergleich stattfindet. Das Glück des anderen wirkt wie ein Spiegel der eigenen Unzufriedenheit. Man sieht, was einem selbst fehlt oder was man sich insgeheim wünscht und projiziert den eigenen Mangel auf den Glücklichen. Statt sich mitzufreuen, fühlt man sich benachteiligt oder ungerecht behandelt. In diesem Sinn offenbart das Sprichwort eine soziale Realität: Nicht jeder gönnt dem anderen sein Glück.

Besonders deutlich wird das Phänomen in der Leistungsgesellschaft, in der Erfolg häufig als Maßstab für persönlichen Wert gilt. Wer mehr hat, mehr erreicht oder mehr bewundert wird, wird leicht zur Zielscheibe von Neid. Dabei geht es oft weniger um den anderen als Person, sondern vielmehr um das eigene Empfinden von Ungleichheit oder Versagen. Der Neidende empfindet das Glück des anderen nicht als schön, sondern als störend, denn es führt ihm die eigene Unzufriedenheit vor Augen.

Doch das Sprichwort ist nicht nur Beobachtung, sondern auch Mahnung. Es erinnert einerseits die Glücklichen daran, mit Bescheidenheit und Demut zu handeln. Denn wer Glück offen zur Schau stellt, riskiert, Neider zu wecken. Andererseits ruft es die Neidenden zur Selbstreflexion auf: Warum stört mich das Glück des anderen? Was fehlt mir selbst und wie kann ich das ändern?

Anstatt sich von Neid leiten zu lassen oder Glück zu verstecken, sollten wir lernen, Erfolge anderer zu respektieren und unser eigenes Glück unabhängig vom Vergleich mit anderen zu suchen. Denn wahre Zufriedenheit entsteht nicht durch den Blick auf andere, sondern durch das Erleben der eigenen Lebensqualität.

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