Sprichwort über Lob
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									Eigenlob ist zu grob. 
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Eigenlob ist zu grob« bringt auf einfache Weise eine tief verwurzelte gesellschaftliche Haltung zum Ausdruck: Wer sich selbst lobt, überschreitet eine feine Grenze des guten Geschmacks. Grobheit steht hier für Unhöflichkeit, Unfeinheit oder soziale Unangemessenheit. Eigenlob gilt als unpassend, weil es den Eindruck von Selbstverliebtheit oder Überheblichkeit erwecktund dadurch das Miteinander stört.
In unserer Kultur ist Bescheidenheit eine anerkannte Tugend. Wer über seine eigenen Leistungen spricht, soll dies mit Zurückhaltung tun und auf das Urteil anderer vertrauen. Sich selbst zu preisen wirkt schnell aufdringlich, prahlerisch oder unangenehm. Das Sprichwort warnt also davor, den feinen sozialen Takt zu verlieren, der in zwischenmenschlichen Beziehungen so entscheidend ist.Der Begriff »grob« deutet auch auf eine mangelnde Sensibilität hin. Wer sich selbst über Gebühr lobt, zeigt oft wenig Gespür für den Moment oder das Gegenüber. Denn Eigenlob verschließt den Raum für Dialog, es lässt wenig Platz für andere Meinungen. Statt Wertschätzung von außen zu gewinnen, erzeugt es oft Ablehnung oder Spott. So kann das Eigenlob, das eigentlich als Selbstbestätigung gemeint ist, das Gegenteil dessen bewirken, was es bezweckt.
Doch das Sprichwort wirft auch Fragen auf: Ist jedes Eigenlob wirklich unangemessen? In einer Welt, in der Selbstvermarktung, etwa etwa im Berufsleben oder auf sozialen Medien, nahezu gefordert wird, kann das bewusste Hervorheben eigener Kompetenzen notwendig sein. Zwischen kluger Selbstdarstellung und aufdringlicher Selbstbeweihräucherung besteht jedoch ein Unterschied. Wer authentisch über seine Stärken spricht, ohne andere herabzusetzen oder sich zu überhöhen, handelt nicht grob, sondern bewusst.
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist trotzdem kein Makel, sondern eine Stärke, solange es nicht in Eitelkeit umschlägt. Entscheidend ist, wie und warum man sich lobt, – und ob man dabei die anderen nicht vergisst.