Sprichwort über Presse
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Papier duldet alles.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Papier duldet alles« ist eine kritische Bemerkung über die Macht der Schrift und die Toleranz des geschriebenen Wortes gegenüber Wahrheit, Lüge und Fiktion. Es weist darauf hin, dass man auf Papier alles schreiben kann, unabhängig davon, ob es der Realität entspricht oder moralisch vertretbar ist. Papier widerspricht nicht, urteilt nicht, und es nimmt alles auf, was darauf festgehalten wird. Damit wird das Medium Schrift zu einem Werkzeug, das sowohl für gute als auch für fragwürdige Zwecke eingesetzt werden kann.
In dieser Redensart schwingt Skepsis mit, insbesondere gegenüber dem, was geschrieben steht. Denn nicht alles, was dokumentiert, gedruckt oder veröffentlicht wird, ist auch glaubwürdig oder wahr. Gerade in Zeiten der Informationsflut und der sozialen Medien gewinnt das Sprichwort an Aktualität: Texte, Behauptungen, Fake News oder Verschwörungstheorien verbreiten sich schnell, oft, ohne hinterfragt zu werden. Das Papier (heute auch der Bildschirm) trägt jede Aussage unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt.
Gleichzeitig warnt das Sprichwort auch vor Schein und Fassade. Verträge, Reden, Urkunden oder öffentliche Bekundungen mögen auf Papier überzeugend wirken, doch ihr Wert hängt von der Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit der Menschen dahinter ab. So kann etwa ein schön formulierter Lebenslauf oder ein gefälschter Bericht auf Papier Eindruck machen – ohne echte Substanz zu haben.
Doch bei aller Kritik ist »Papier duldet alles« auch eine Erinnerung an Verantwortung: Wer schreibt, trägt Verantwortung für das, was er festhält. Denn Worte haben Wirkung, besonders wenn sie schwarz auf weiß stehen. Der Satz mahnt uns also, Texte kritisch zu hinterfragen, nicht blind zu glauben und selbst mit Sorgfalt und Wahrhaftigkeit zu schreiben.