Sprichwort über Scham

  • Scham hindert Schande.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Scham hindert Schande« verweist auf eine grundlegende menschliche Empfindung, die als moralischer Kompass dient: das Schamgefühl. Es behauptet, dass die Fähigkeit, Scham zu empfinden, uns davon abhält, beschämende oder moralisch verwerfliche Taten zu begehen. Mit anderen Worten: Wer sich schämen kann, gerät seltener in tatsächliche Schande. Die Scham wirkt hier wie eine innere Schranke, ein Frühwarnsystem des Gewissens.

In dieser Deutung erscheint Scham als etwas Positives. Sie schützt den Einzelnen davor, sich gesellschaftlich oder moralisch zu verfehlen. Wer sich etwa davor schämt, jemanden zu belügen, wird es aus Angst vor der inneren Unruhe oder dem Gesichtsverlust eher nicht tun. Scham schafft damit eine gewisse ethische Selbstkontrolle, die auch ohne äußere Sanktionen wirkt. Besonders in einer Zeit, in der gesellschaftliche Normen oft durch Gesetze oder institutionelle Regeln geregelt werden, erinnert dieses Sprichwort daran, dass ein inneres Regulativ ebenso wirksam, und oft sogar nachhaltiger, sein kann.

Doch das Sprichwort lässt sich auch kritisch hinterfragen. Denn nicht jede Scham ist gesund. Es gibt Formen der Scham, die Menschen lähmen, ihnen das Selbstwertgefühl rauben oder sie an freiem Handeln hindern. Wer sich für etwas schämt, das nicht moralisch verwerflich ist, etwa für seine Herkunft, seine Sexualität oder sein Aussehen, wird durch dieses Gefühl nicht vor »Schande« bewahrt, sondern eher ungerecht belastet. Das Sprichwort setzt also voraus, dass die Scham auf einer gesellschaftlich akzeptierten Norm basiert, die auch gerechtfertigt ist. Ist das nicht der Fall, kann Scham sogar Schaden anrichten.

Trotzdem bleibt der zentrale Gedanke des Sprichworts gültig: Ein entwickeltes Schamgefühl schützt davor, sich gewissenlos zu verhalten. Es fördert Rücksicht, Demut und soziale Verantwortung. In einer Welt, in der Grenzüberschreitungen oft öffentlich und ohne Reue geschehen, wirkt »Scham hindert Schande« fast wie ein Appell an das Gewissen in der Hoffnung, dass wahre Integrität von innen kommen möge.

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