Sprichwort über Wollust

  • Wollust bringt Unlust.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Wollust bringt Unlust« verweist auf die doppelschneidige Natur sinnlicher und körperlicher Genüsse. Auf den ersten Blick mag es wie eine moralische Warnung erscheinen, die sich gegen Genuss und Lust richtet. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich darin eine tiefere Erkenntnis über Maß, Begierde und das menschliche Streben nach Befriedigung.

»Wollust« bezeichnet historisch verstanden mehr als bloßes sexuelles Verlangen. Sie steht allgemein für maßloses Verlangen nach körperlichem Genuss, für das hemmungslose Streben nach Lust ohne Rücksicht auf Folgen. Der Genuss wird dabei zum Selbstzweck, das Begehren kennt kein Maß. Doch genau darin liegt das Problem: Was im ersten Moment als angenehm und befriedigend erlebt wird, kann auf Dauer ins Gegenteil umschlagen, in Überdruss, Leere, gar Ekel.

Das Sprichwort weist somit auf eine uralte Erfahrung hin: Wenn Lust zur Sucht wird, wenn Maßlosigkeit herrscht, folgt der Unlustzustand fast zwangsläufig. Der Reiz stumpft ab, der Genuss verliert seinen Glanz. Wer ständig das Maximum an Reiz und Befriedigung sucht, läuft Gefahr, gerade dadurch unzufrieden zu werden. Denn nicht die Lust an sich bringt das Problem, sondern ihre Übersteigerung.

Auch in philosophischer Hinsicht findet dieses Sprichwort Widerhall. Schon die antiken Denker wie Epikur warnten davor, Lust zum höchsten Ziel zu machen. Wahres Glück, so ihre Lehre, entsteht nicht aus dem blinden Streben nach Lust, sondern aus innerer Ausgeglichenheit, aus Maß und Vernunft. Wollust, die nur Momentbefriedigung sucht, gefährdet genau diese Balance – und damit das dauerhafte Wohlbefinden.

In unserer heutigen Konsumgesellschaft hat dieses Sprichwort wieder besondere Aktualität. Überall werden wir zu Genuss, Unterhaltung und sofortiger Bedürfnisbefriedigung verführt. Doch allzu oft stellt sich danach das Gefühl von Leere oder Überdruss ein. »Wollust bringt Unlust« kann also auch als Warnung vor einem Leben verstanden werden, das nur auf kurzfristige Reize setzt, statt auf tiefere Erfüllung.

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