Sprichwort über Wort
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An dem Wort erkennt man Toren
wie den Esel an den Ohren.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »An dem Wort erkennt man Toren, wie den Esel an den Ohren« bringt auf pointierte Weise eine alte Weisheit zum Ausdruck: Menschen verraten ihren Charakter, ihre Bildung und ihren Verstand oft durch das, was sie sagen. So wie die Ohren das auffälligste Erkennungsmerkmal eines Esels sind, entlarvt sich der Tor, also der törichte, unkluge Mensch, durch seine Sprache.
Worte sind Fenster zur Seele. Wer redet, zeigt, wie er denkt, ob er überlegt, mitfühlend, klug oder oberflächlich, engstirnig und selbstbezogen ist. Denn der Mensch mag sich äußerlich verstellen oder hinter Masken verbergen, doch sobald er spricht, tritt das Innere zutage. Ein unüberlegter, verletzender oder prahlerischer Kommentar verrät schnell mehr, als einem lieb ist. Der Vergleich mit dem Esel ist dabei bewusst gewählt, nicht nur, weil dessen große Ohren unübersehbar sind, sondern weil der Esel sprichwörtlich als einfältig gilt.
Dieses Sprichwort ist auch eine Mahnung zur Selbstdisziplin: Wer klug erscheinen will, sollte bedacht sprechen. Schweigen kann manchmal mehr Weisheit zeigen als das laute Wort. Gleichzeitig lädt es zur Beobachtung ein: Statt auf Äußerlichkeiten zu achten, sollte man Menschen danach beurteilen, was sie sagen und wie sie sprechen. Wortwahl, Tonfall, oder Inhalt, all das ist Ausdruck geistiger Reife oder eben ihrer Abwesenheit.
In einer Zeit, in der Worte in Sekundenschnelle über soziale Medien verbreitet werden, bekommt dieser Sinnspruch besondere Aktualität. Schnell gesagte Dummheiten bleiben im Netz oft länger bestehen als einem lieb ist. Das Sprichwort erinnert daran: Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art des Sprechens verrät, ob man es mit einem Weisen oder einem Narren zu tun hat. Und manchmal reicht ein Satz, um das deutlich zu machen.