Sprichwort über Wort

  • Man hört an den Worten wohl, was Kaufmannschaft er treibt.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Man hört an den Worten wohl, was Kaufmannschaft er treibt« bringt zum Ausdruck, dass der Beruf, die Tätigkeit oder auch die innere Haltung eines Menschen oft unbewusst durch seine Sprache sichtbar wird. Es handelt sich hier um eine volkstümliche Erkenntnis über die enge Verbindung zwischen Sprache und Lebensführung, insbesondere in Bezug auf Kaufleute, also Menschen, die im Handel tätig sind.

Im engeren Sinne bedeutet das Sprichwort: Wer viel handelt, verkauft, feilscht oder verhandelt, entwickelt mit der Zeit eine bestimmte Art zu reden: gewandt, geschickt, manchmal auch berechnend. So kann ein geschulter Verkäufer oder Geschäftsmann durch bestimmte Wortwahl, Argumentationsweise und rhetorische Techniken erkennbar sein, auch wenn er nicht offen über seinen Beruf spricht. Man »hört« förmlich den geschulten Umgang mit Sprache, der aus seiner Alltagserfahrung resultiert.

Darüber hinaus lässt sich das Sprichwort auch allgemein interpretieren: Der Charakter, das soziale Umfeld oder die Denkweise eines Menschen drücken sich häufig in seinen Worten aus. Jemand, der z.?B. ständig über Preise, Rabatte oder Marktvergleiche spricht, verrät damit mehr über seine Lebenswelt als über das eigentliche Thema. Sprache wird so zum Spiegel innerer Werte und Gewohnheiten.

Kritisch betrachtet, kann das Sprichwort aber auch auf ein gewisses Misstrauen gegenüber der Geschäftswelt hindeuten. In älteren Zeiten galten Kaufleute manchmal als listig oder wenig vertrauenswürdig. Die Aussage kann also auch einen leicht spöttischen Unterton tragen nach dem Motto: »Man merkt schon an der Art, wie er redet, dass er ein Fuchs im Handeln ist«.

In jedem Fall betont das Sprichwort, wie aufschlussreich die Sprache eines Menschen ist. Worte verraten oft mehr, als uns bewusst ist – sei es durch Inhalt, Tonfall oder Formulierung. Wer genau hinhört, erkennt nicht nur den Beruf, sondern auch die Haltung hinter dem Gesagten.

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