Sprichwort über Wort

  • Mit guten Worten fängt man die Leute.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Mit guten Worten fängt man die Leute« bringt auf prägnante Weise zum Ausdruck, wie mächtig Sprache sein kann. Es verweist auf die Fähigkeit der Worte, Menschen zu gewinnen, zu beeinflussen, zu überzeugen oder zu beruhigen. Wer freundlich spricht, wer andere respektvoll anspricht, hat größere Chancen, Gehör zu finden und Zustimmung zu erhalten. In diesem Sinne ist das Sprichwort nicht nur eine Beobachtung, sondern auch eine Empfehlung: Wer mit anderen gut auskommen will, sollte seine Worte mit Bedacht wählen.

In vielen Bereichen des Lebens zeigt sich die Wahrheit dieses Sprichworts. Ob im Verkauf, in der Politik, in der Erziehung oder im täglichen Umgang, wer freundlich, klug und einfühlsam spricht, wirkt vertrauenswürdig und sympathisch. Gute Worte öffnen Türen, bauen Brücken und entschärfen Konflikte. Ein Chef, der seine Mitarbeitenden wertschätzend behandelt, motiviert sie mehr als ein autoritärer Ton. Ein Lehrer, der seine Schüler mit Lob und Verständnis begleitet, erreicht mehr als durch Strenge allein. Und auch im privaten Umfeld sind es oft die wohlgesetzten, ehrlichen Worte, die Zuneigung schaffen und Beziehungen stärken.

Zugleich kann das Sprichwort jedoch auch kritisch gelesen werden. »Fangen« hat im Deutschen auch eine negative Interpretation: Es kann bedeuten, jemanden zu überlisten oder zu manipulieren. So lässt sich das Sprichwort auch als Hinweis darauf deuten, wie Worte zur Verführung oder Täuschung eingesetzt werden können. Schönreden, Schmeicheln oder Überreden sind Formen sprachlicher Einflussnahme, die nicht immer aufrichtig oder fair sind. Wer nur deshalb gute Worte wählt, um ein Ziel zu erreichen, etwa um Zustimmung zu bekommen oder einen Vorteil zu erlangen, missbraucht die Sprache als Werkzeug der Manipulation.

Daher ruft das Sprichwort nicht nur zur sprachlichen Freundlichkeit auf, sondern indirekt auch zur Wachsamkeit. Es erinnert uns daran, wie leicht wir durch Worte beeinflusst werden können, und wie sehr es darauf ankommt, zwischen ehrlicher Freundlichkeit und bloßer Berechnung zu unterscheiden. Gute Worte sind mächtig. Doch es kommt auf die Absicht dahinter an, ob sie aufbauen oder täuschen wollen.

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