Sprichwort über Wort

  • Allzu gute Worte haben wenig Glaubens.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Allzu gute Worte haben wenig Glaubens« bringt eine skeptische Haltung gegenüber übertriebener Freundlichkeit oder schönfärberischer Sprache zum Ausdruck. Es bedeutet, dass übermäßig freundliche, schmeichelhafte oder wohlklingende Worte oft als unehrlich oder unglaubwürdig empfunden werden. Wo zu viel »Honig ums Maul geschmiert« wird, da vermutet man schnell versteckte Absichten, Täuschung oder ein falsches Spiel. Der Mensch neigt dazu, instinktiv misstrauisch zu werden, wenn etwas »zu schön klingt, um wahr zu sein«.

In seiner sprachlichen Formulierung klingt das Sprichwort alt, fast biblisch oder mittelalterlich, was auf seine lange Tradition im Volksmund hinweist. Schon immer war man sich bewusst, dass Worte zwar Macht haben, aber auch trügen können. »Allzu gute Worte« sind dabei keine normalen freundlichen Äußerungen, sondern übertrieben schmeichelnde, glatte Reden, die eher gefallen als aufklären wollen. Wer solche Worte gebraucht, verfolgt oft ein Ziel wie etwa Manipulation, Vorteilsgewinn oder das Verdecken unangenehmer Wahrheiten.

Das Sprichwort enthält daher eine Mahnung zur Wachsamkeit: Man soll nicht nur auf die Verpackung hören, sondern auf den Inhalt achten. Gute Rhetorik kann täuschen. In der Politik, in der Werbung, aber auch im privaten Bereich zeigt sich diese Wahrheit immer wieder. Die schönsten Versprechen nützen nichts, wenn sie nicht mit Taten unterlegt sind. Der Wert eines Menschen zeigt sich nicht in der Zier seiner Worte, sondern in der Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit seines Handelns.

Zugleich warnt das Sprichwort davor, sich selbst in der Sprache zu verlieren. Wer zu oft übertrieben schmeichelt oder beschönigt, riskiert, nicht mehr ernst genommen zu werden. Vertrauen entsteht nicht durch Hochglanzreden, sondern durch klare, ehrliche Kommunikation, auch wenn sie manchmal weniger angenehm klingt. Insofern fordert das Sprichwort einen bewussten Umgang mit Sprache: Worte sollen nicht nur gefallen, sondern wahr sein.

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