Sprichwort über Wort
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Worte speisen und tränken auch.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Worte speisen und tränken auch« bringt auf poetische und tiefgründige Weise zum Ausdruck, dass Sprache mehr ist als bloße Information oder Laut. Sie hat auch die Kraft, Menschen seelisch zu nähren, zu stärken und aufzurichten. In der bildhaften Sprache des Sprichworts wird das Wort mit Speise und Trank, also mit den Grundbedürfnissen des Menschen, gleichgesetzt. Damit ist gemeint: So wie der Körper Nahrung braucht, braucht die Seele Worte der Anerkennung, des Trostes, der Ermutigung und des Mitgefühls.
Dieser Gedanke ist uralt und zugleich hochaktuell. Schon in alten Kulturen wusste man um die heilende, aufbauende oder zerstörerische Kraft der Sprache. Ein einziges Wort kann Hoffnung wecken oder sie zerstören, kann Menschen miteinander verbinden oder entzweien. Wer Hunger leidet, denkt zunächst an Brot und Wasser. Wer seelisch leidet, sei es an Einsamkeit, Trauer, Angst oder Zweifel, der hungert nach Zuspruch, nach Worten, die trösten, verstehen, bekräftigen. So wird das gesprochene Wort zur seelischen Nahrung.
Zugleich erinnert das Sprichwort daran, dass Kommunikation verantwortlich geschieht. Wer spricht, nimmt Einfluss auf die Gefühle des anderen. Ein liebloses, abwertendes Wort kann tiefer verletzen als eine Ohrfeige. Ein ermutigender Satz dagegen kann wie ein Lichtstrahl wirken. Worte »speisen und tränken«, das heißt: Sie geben Energie, sie stärken das Vertrauen, sie stillen seelischen Durst. In schwierigen Lebensphasen, in Krankheit, im Alter oder in Momenten der Verzweiflung kann ein gutes Wort mehr helfen als jede materielle Gabe.
Aber auch im Alltag, in zwischenmenschlichen Beziehungen, in Familien, im Beruf, zeigt sich die Wahrheit des Sprichworts. Ein ehrlich gemeintes Lob, ein Dank, ein aufrichtiges Kompliment wirken oft nachhaltiger als eine Geldprämie oder ein Geschenk. Denn Menschen leben nicht vom Brot allein, sondern von dem, was zwischen ihnen geschieht: Worte, Gesten, Blickkontakt. Worte schaffen Nähe, geben Halt, wecken Hoffnung.
Worte sind nicht leer sondern wirken tief, oft unsichtbar, aber mächtig. Wer bewusst, warmherzig und mitfühlend spricht, stillt seelischen Hunger und löscht inneren Durst. In diesem Sinne sind gute Worte echte Lebensspender.