Sprichwort über Zeitung

  • Die Zeitung ist eine Lügnerin.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Die Zeitung ist eine Lügnerin« bringt eine tiefe Skepsis gegenüber den Medien zum Ausdruck. Es handelt sich dabei um ein historisch gewachsenes Misstrauen, das sowohl berechtigt als auch problematisch sein kann. In wenigen Worten wird hier die Idee vermittelt, dass Zeitungen oder Medien allgemein nicht der Wahrheit verpflichtet seien, sondern oft übertreiben, verdrehen oder sogar bewusst täuschen. Dieser Gedanke ist so alt wie der Journalismus selbst.

Im Kern kritisiert das Sprichwort die vermeintliche Unzuverlässigkeit von Zeitungen. Schon seit dem Aufkommen der Massenpresse im 17. und 18. Jahrhundert wurde beklagt, dass Journalisten Ereignisse dramatisieren, Tatsachen selektiv wiedergeben oder sich von wirtschaftlichen und politischen Interessen beeinflussen lassen. Besonders in Zeiten großer politischer Umbrüche wie etwa im Vormärz, in Diktaturen oder während propagandistisch geführter Kriege , wurde die Presse oft zum Instrument der Manipulation. Das Sprichwort trägt diesen historischen Hintergrund in sich: Es warnt davor, alles, was geschrieben steht, für bare Münze zu nehmen.

Doch bei aller Medienkritik enthält das Sprichwort auch eine Vereinfachung, die nicht unwidersprochen bleiben sollte. Zwar kann die Presse lügen, doch sie tut es nicht zwangsläufig. In einer demokratischen Gesellschaft erfüllt Journalismus eine zentrale Funktion: Er informiert, kontrolliert Macht, deckt Missstände auf und gibt der Bevölkerung die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden. Seriöse Zeitungen arbeiten mit journalistischer Sorgfalt, Quellenprüfung und redaktioneller Verantwortung. Pauschal von der „Zeitung als Lügnerin“ zu sprechen, wird dieser wichtigen Aufgabe nicht gerecht und fördert stattdessen ein gefährliches Klima des Misstrauens.

Gerade in Zeiten von »Fake News« und Desinformation ist es notwendig, zwischen journalistischer Qualität und gezielter Meinungsmache zu unterscheiden. Wer pauschal allen Zeitungen die Wahrheit abspricht, beraubt sich selbst eines wertvollen Instruments zur Orientierung in einer komplexen Welt. Gleichzeitig ist es aber auch richtig, kritisch zu bleiben, verschiedene Quellen zu vergleichen und nicht blind zu vertrauen. Die Wahrheit liegt oft zwischen den Zeilen. Wer lesen kann, sollte auch kritisch lesen.

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