Sprichwort über Zorn

  • Der tolle Zorn tut mehr Schaden als drei Dreschflegel.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Der tolle Zorn tut mehr Schaden als drei Dreschflegel« bringt auf anschauliche, fast drastische Weise zum Ausdruck, wie zerstörerisch unbeherrschter Zorn sein kann. Es vergleicht die Wirkung von wütendem, unkontrolliertem Verhalten mit der geballten Kraft von drei Dreschflegeln, einem bäuerlichen Werkzeug, das ursprünglich zum Dreschen von Getreide diente, aber auch als Symbol für rohe Gewalt und grobe Zerstörung gilt. Im Vergleich dazu wird der »tolle Zorn« als noch gefährlicher und schädlicher dargestellt. Das zeigt: Emotionale Gewalt kann ebenso heftig – wenn nicht schlimmer – wirken als physische Gewalt.

Die Wortwahl »toller Zorn« weist bereits auf die Unvernunft und Maßlosigkeit hin. Es geht hier nicht um berechtigten Ärger oder kontrollierte Empörung, sondern um rasenden, hemmungslosen Zorn, der sich ohne Rücksicht auf Verluste entlädt. In einem solchen Zustand verliert der Mensch die Kontrolle über sich selbst. Er schreit, verletzt und zerstört oft unüberlegt, aber mit weitreichenden Folgen. Genau das macht ihn so gefährlich: Er richtet sich nicht nur gegen andere, sondern oft auch gegen sich selbst und gegen das, was eigentlich geschützt oder erhalten werden sollte.

Im Gegensatz dazu stehen die »drei Dreschflegel« für rohe, aber gezielte Kraft. Ein Dreschflegel zerstört, was zerstört werden soll, nämlich das Korn, um es vom Stroh zu trennen. Doch der tolle Zorn zerstört ohne Ziel. Er trifft nicht nur das »Unkraut«, sondern auch das »gute Getreide«, sprich: Beziehungen, Vertrauen, Respekt, soziale Bindungen. Er vernichtet weit über sein ursprüngliches Ziel hinaus.

Dieses Sprichwort ist deshalb nicht nur eine Mahnung zur Selbstbeherrschung, sondern auch eine Aufforderung zur Achtsamkeit im Umgang mit den eigenen Gefühlen. Es macht deutlich, dass emotionale Ausbrüche nicht harmlos sind. Worte, die im Zorn gesprochen werden, können tief verletzen. Entscheidungen, die im Affekt getroffen werden, können ganze Lebenswege beeinflussen. Der Schaden, den ein Moment der Wut anrichten kann, ist oft größer als man im Augenblick erkennt und ist manchmal nicht wieder gutzumachen.

Das Sprichwort ist ein Ratschlag aus bäuerlicher Lebensklugheit: Direkt, bildhaft, und doch tiefgründig. Es spricht aus der Erfahrung von Generationen, die gelernt haben, wie gefährlich es ist, sich von Emotionen treiben zu lassen. Gleichzeitig verweist es auf die Tugenden von Maß, Kontrolle und innerer Stärke. Wer es schafft, seine Wut zu zügeln, ist nicht schwach, sondern weise. Denn Zorn, so nachvollziehbar er manchmal ist, sollte nie das Werkzeug zur Lösung von Problemen sein.

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