Sprichwort über Zorn
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									Am Zorn erkennt man den Toren. 
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Am Zorn erkennt man den Toren« gehört zu jenen alten Lebensweisheiten, die eine klare Beobachtung menschlichen Verhaltens auf den Punkt bringen. Es verbindet zwei Begriffe, die in enger Beziehung stehen: den Zorn als heftige und oft unkontrollierte Emotion und den Toren, also den unvernünftigen, unklugen Menschen. Das Sprichwort besagt: Wer sich im Zorn verliert, gibt seine Torheit preis, indem sein Unvermögen, sich zu beherrschen und klug zu handeln, offenbar wird.
Zorn ist ein natürlicher Affekt. Jeder Mensch kennt Situationen, in denen er sich gekränkt, übervorteilt oder ungerecht behandelt fühlt. Der Zorn selbst ist also nicht grundsätzlich negativ. Doch was das Sprichwort kritisiert, ist der unkontrollierte, übersteigerte Zorn, jener, der ausbricht wie ein Sturm und über Verstand, Maß und Mitgefühl hinwegfegt. In diesem Moment zeigt sich, wer in der Lage ist, sich selbst zu lenkenund wer eben nicht. Der Tor wird am Zorn »erkannt«, weil er in ihm die Maske der Vernunft verliert.
Im Zorn sagt und tut man Dinge, die man später bereut. Man wird verletzend, ungerecht, impulsiv. Der Weise zügelt seinen Zorn oder kanalisiert ihn konstruktiv. Der Tor aber verliert die Kontrolle über sich. Er wird laut, wütend, vielleicht sogar gewalttätig, und gibt damit preis, dass ihm Reife, Weitsicht und Selbstbeherrschung fehlen. Deshalb heißt es im Sprichwort nicht nur, dass der Tor zornig ist, sondern dass man ihn daran erkennt. Der Zorn offenbart also den wahren Charakter eines Menschen.
Dieses Sprichwort enthält eine wichtige Mahnung: Nicht derjenige ist stark, der am lautesten schreit oder seinem Ärger freien Lauf lässt, sondern derjenige, der im Zorn ruhig bleibt. Selbstbeherrschung ist ein Zeichen von Stärke, Zornesausbrüche hingegen oft ein Zeichen von innerer Schwäche oder Unsicherheit. Wer seinen Emotionen hilflos ausgeliefert ist, wird leicht zum »Toren«, zum Gespött oder zur Gefahr für andere.