Reiz-Reaktions-Mechanismen: Die tägliche Falle

Wehe dem, der den Ausgang nicht kennt, mutmaßt Christa Schyboll

Sie kennen die Situation: Man ärgert oder nervt sie. Sie schießen zurück. Mal erfolgreich, mal … na ja!

Wenn Sie Pech haben, ist es aber nicht nur ein schnelles verbales Duell, sondern kann sich hinziehen - bis in Jahre, Jahrzehnte oder gar lebenslänglichm wenn Sie sich (un-)-bewusst für weitere Unbewusstheit in diesen Dingen "entscheiden".

Das ist die Falle des Reiz-Reaktions-Mechanismus, dem zunächst einmal alle Menschen ziemlich automatisch deshalb unterliegen, weil sie es nicht einmal kennen. Was man nicht kennt, kann man in der Regel auch nicht bewusst überwinden. Folge: Man stolpert immer wieder neu hinein. Ein Reiz wird ausgelöst, oft nur durch ein einzelnes Wort oder eine kleine Aussage: und schon springen wir an, als hätte da jemand einen Zündschlüssel benutzt. Manche benutzen ihn tatsächlich auch sehr gewollt und gezielt, weil sie sich etwas für sich dabei erhoffen. Andere zünden diese persönliche Sprengung mehr aus Unbedachtheit, fast "zufällig" - mit einem ähnlichen Ergebnis.

Hierbei hat man es mit tief sitzenden psychologisch verankerten Mechanismen zu tun. Diese ermöglichen einem Organismus, dranghaft in ihm sich manifestierende Bedürfnisse einer Befriedigung zuzuführen. Hier sind dann biologische Reize zu unterscheiden von sozialen oder psychischen. Von letzteren ist hier aber vor allen die Rede.

Schafft man es, sich die eigenen Reiz-Reaktions-Mechanismen in zwischenmenschlicher Beziehung klarzumachen, so hat man einen Riesenvorteil, aus diesem Hamsterrad auch aussteigen zu lernen. Dazu ist es wichtig, sich klarzumachen, was es ist, dass uns auf die Palme bringt. Weiter auch, in welchen Situationen es vorkommt und ob es an bestimmte Menschen gebunden ist. Hat man darüber einen besseren Überblick, kann man hingehen und die unverzichtbare Ursachenforschung betreiben, wo es denn her kommt - so eine erinnerbare Ursache da ist. Manchmal erinnert man sich auch nicht, weil der Grundreiz der ersten Auslösung verdrängt ist oder einem Trauma zum Opfer fiel. Aber auch dann ist man nicht hilflos, sondern kann durch eine gezielte Analyse (allein oder mit einem Spezialisten, je nach Fall und Schwere) anschauen, was da immer wieder neu uns zur Re-Aktion zwingt, die wir im Grunde ablehnen und die wir nicht selten sogar gern ungesehen machen würden.

Unbewusst stattfindende Reiz-Reaktions-Mechanismen in zwischenmenschlichen Angelegenheiten bringen nicht nur viel unnötige Unruhe, Sorgen und Ärger, sondern kosten auch wertvolle Kraft.

Zeit, die man für besseres zur Verfügung hätte, wenn man das eigene Problem endlich mal anginge.

— 04. August 2010
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