Alter und Altern

Sixpacks contra lebendiger Geist - Gedanken von Christa Schyboll

Biologisch mag in der derzeitigen Evolutionsepoche des Menschen das Altern eine unumgängliche Angelegenheit sein… mit welchen Tricks und Operationen man es auch immer heraus zu zögern vermag.

Wie geschickt das Ergebnis dann im Einzelfall aussieht, ist Geschmacksache, die von attraktiv bis peinlich alle Register ziehen kann. Das ist die äußere Seite des Alterns, die in einer modedominierten Schick-Gesellschaft eine recht große Rolle für einige Zeitgenossen spielt.

Je mehr man sich mit dem Mainstream identifiziert, welcher uns sagt, wie wir wann am besten auszusehen haben, umso höher der Stressfaktor, dem dann auch zu genügen. Recht so! Es ist wirklich nur gerecht, wenn man sich für diese Dinge dann nicht nur anstrengen, sondern auch noch bezahlen muss - so man denn kann. Armen Schluckern und Schluckerinnen steht dies erst gar nicht als Wahl zur Verfügung.

Aber, so Sie intelligent genug sind, haben Sie andere Möglichkeiten einer Altersattraktivität. Wirksamere Alternativen, um dem Alter und dem Altern ein Schnippchen zu schlagen und sich von dem alten Glaubenssatz zu verabschieden, der die Formel suggeriert: "Alter = unattraktiv, nutzlos, wehrlos, hilflos".

In der Seele jung bleiben - und dies bis auf den Körper übertragen, ist die Zauberformel. Dass das geht, zeigen uns in jeder Generation immer wieder eine ganze Reihe von Menschen, die nicht nur körperlich tatkräftig, sondern auch mental/verbal schlagfertig sein können. Nicht selten, dass so manch einer von ihnen Jahrzehnte jüngere Youngsters in der Blütezeit ihres Lebens durchaus in den Schatten stellen kann. Sei es der 83jährige Bergführer, der noch immer die topp fitten Manager sicher zum Gipfel des Matterhornes führt mit nichts als seiner geübten und geschickten Körperlichkeit und seinem hellwachen Geist - oder sei es so mancher große Geist, bei dem das Alter nicht die Patina des Vergessens über die Synapsen zog, sondern im Gegenteil zu einer Multiverschaltung von Hirnaktivitäten führte, dass man nur noch sehnsuchtsvoll staunen kann - ob und wie einem selbst das auch einmal gelänge.

Der eine ist mit Anfang 60 oder 70 bereits ein Pflegefall - der andere schafft es bis an die 90 in geistiger Frische. Viele Faktoren spielen individuell eine Rolle - weshalb es kein allgemeingültiges Schnellrezept für alle da geben kann, wie man eine optimale Ressourcennutzung auch bis zu seinem Ableben betreibt.

Dennoch gibt es eine Reihe von menschlichen Lebensgrundhaltungen, die dafür sorgen, dass es zumindest bei den meisten eben kein Zufall ist, ob man zu der einen oder anderen Kategorie gehört. Hauptpunkt dürfte die Einstellung zu sich selbst sein, die alles andere dann mit generiert. Ist der Hauptfokus auf dem Körperlichen, so wird ein trainierter Körper dem auch willig ins Alter folgen und sehr lange zu Leistungen imstande sein, die andere nicht mal zu ihrer Lebensblütezeit erbrachten. Der Körper kennt es nicht anders und folgt einer gesunden Prägung, die durch einen gesunden Geist und Lebenshaltung gestützt wird. Ähnlich mit dem geistigen Potential. Menschen, die lebenslang ihr Hirn immer wieder trainiert haben, werden beste Chancen haben, nicht in einen zu frühen geistigen Verfall zu geraten. Natürlich kann jeden diese oder jene Krankheit schicksalhaft treffen - und es gibt wohl für nichts in der Welt ein Beispiel wozu nicht auch ein Gegenbeispiel aufzuführen wäre. Aber nicht Einzelbeispiele sind hier interessant, sondern der Regelfall.

Altwerden und Altsein kann schön und spannend sein. Es kann erfüllend sein und bereichernd, so man sein Potential auf allen Ebenen lebendig nutzt. Dann wird es zugleich auch als würdevoll erlebt, weil man eine Werterfüllung auf anderer Ebene erlebt. Lifting und fettabgesaugte Sixpacks sind dagegen zu vernachlässigende Größen - so man mit seinem Bodykult nicht auf die totale Veräußerlichkeit als einzige Alternative für Attraktivität im Alter abfährt.

— 06. August 2010
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