High-Heels

Erotisierend wiegende Hüften zwischen Schönheit und Absurdität - von Christa Schyboll

Oh, welch ein schönes Bein! Lang bis zum Himmel. Ach was, bis in die Unendlichkeit der Universen reichend. Wohlgeformt, schlank und anmutig bis zum Abwinken. All das vermögen High-Heels, so sie am richtigen Fuß sitzen, auf dessen Fundament dann auch noch das entsprechende Bein ruht.

Doch selbst nicht ganz so wohlgeformte Beine schaffen es, mit diesem kleinen Trick schlanker als gewöhnlich auszusehen. Ein Vorteil also für alle Beine, deren Trägerinnen auf Bewunderung aus sind. Das Röckchen entsprechend kurz und sie können gewiss sein: es klappt! Man kreiert den absoluten Hingucker, selbst dann noch, wenn die Anmut des Antlitzes eher zweifelhaft ist. Die Beine allein schon bringen es. Kommt Busen und Po dazu, geraten nicht wenige männliche Geschlechtsgenossen in einen inneren Ausnahmezustand, der nicht ungefährlich sein kann. Beispielsweise beim Überqueren von Straßenbahnlinien, deren Fahrerin nichts als den pünktlichen Fahrplan im Kopf hat.

Sind wir uns also einig: High-Heels machen schöne Beine schöner! Und weniger schöne Beine werden häufig in ein besseres Licht gerückt, deren Schattenwurf man geflissentlich dabei übersieht.

Und was ist der Preis? Leiden ohne Ende. Für so manche Schöne. Wer schön sein will, muss eben leiden. So ist das, meine Damen. Und wer dazu auch noch Bewunderung und echt scharfe Blicke will, muss sich eben dafür anstrengen.

Immerhin ist der Gang mit erotisierend wiegenden Hüften oftmals atemberaubend. Was macht da schon die Veränderung des Fußskeletts, die Muskelverkürzungen und spätere orthopädisch notwendige Gefäßoperationen! Zum Nulltarif ist nun einmal nichts zu bekommen.

Schade nur, dass man dafür kein Blick-Geld von den Herren der Schöpfung kassieren kann. Damit wären vielleicht ein wenig die enorm hohen Risiken des Umknickens mit Verstauchungen und Brüchen des Sprungelenks ein wenig abgemildert.

Andererseits: Bewundert zu werden ist für so manche Frau so unbezahlbar in seinem Wert, dass die hochhackigen Fallstricke gern in Kauf genommen werden. Vielleicht verfängt sich darin ja ein potenter Kenner, der genügend Kleingeld hat, auf Dauer dann auch die Kosten der Nachfolgeschäden mit zusätzlichen Schönheitsoperationen am Bein zu löhnen?

— 19. November 2010
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