Auf Beziehungssuche

Wo findet man den passenden Partner?, recherchiert Christa Schyboll

Ist man als Single nicht sonderlich glücklich, dann ist der Schritt zum Mingle relativ leicht zu bewerkstelligen. Vorausgesetzt, man schraubt seine Erwartungen an das Partnerschafts-Subjekt auf Zeit nicht allzu hoch. Denn es geht hier ja weder um die große Liebe noch eine lebenslange Familienplanung.

Es geht um gemeinsame Freizeitgestaltung mit Kuscheln oder auch Sex. Also um die moderne Lesart, wie sich Menschen gern unkompliziert zusammentun. Nicht einmal gemeinsame vier Wände müssen sein. Diese gibt es nur, wenn die Finanzen es dringend erfordern. Besser aber, sie erfordern es nicht. Dann bleibt alles schön frei und säuberlich getrennt. Das macht die Sache mit dem schnellen Abschied oder den gelegentlichen Wechseln wesentlich leichter.

Zum Mingle-Dasein drängt vor allem dann, wenn das eigene Single-Dasein öde und leer empfunden wird. Oder wenn die Partnerschaft nicht mehr so richtig klappt und man aus der Enge der aktuellen Beziehung heraus will, ohne gleichzeitig ständig auch allein zu sein. Ein Mingle ist jedenfalls niemand, der es sich auf seine Fahne geschrieben hat, alleine bleiben zu wollen. Dabei sind viele Mingles durchaus dafür offen, ihr eigenes Mingle-Dasein sofort auch wieder zu beenden, wenn der Himmel den Traumprinzen oder die Traumprinzessin schickt. Dann darf auch gern (wieder) geheiratet werden, falls die Alterfahrungen nicht vehement laut inneren Einspruch erheben. Aber solche Stimmen raunen oft nur im Flüsterton Unverständliches für den tauben Verliebten, der lieber anderes in sich erlauscht, wenn ihn die Stimme der Verführung erobert.

Den Mingle-Partner findet man heute am schnellsten im Internet. Hier ist sein Spiel- und Tummelplatz. Hier startet man richtig durch und lernt das komplizierte mentale Schreiten auf dem Laufsteg der Ware Mensch. Hier werden die ersten Bilder getauscht wie einst die Plastik-Förmchen für die Sandkastenspiele im Kindergarten. Die Zeiten, wo man in der Kneipe auf einen passenden Typen traf, der tatsächlich zu einem passte, sind für sehr viele Menschen endgültig vorbei. Das hat Gründe, die auf der Hand liegen und mit dem Zeitbudget des modernen jungen Menschen vor allem zu tun haben. Oder sollte man sagen: des Homo Ludens – dem spielenden Menschen, der neue Spielregeln erfunden hat?

— 02. Mai 2014
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