Bloggen

Selbstdarstellung oder Graswurzeljournalismus?, fragt Christa Schyboll

Nach einer heutigen Meldung betreibt jeder 10. Internetnutzer ein Blog. Ein Blog ist eine Art öffentlich geführtes Tagebuch. Hier können Gedanken oder Gefühle niedergeschrieben werden, Sachverhalte erläutert oder die eigene Meinung kundgetan werden.

Quasi jedem seine eigene Zeitung, in der er selbst Haupt- oder Nebendarsteller ist. Wer bloggt, ist ein Blogger.

Der Blogger kann aus seiner Seite eine Art Zeitung machen, die zu allem und jedem Stellung nimmt oder einfach seine privaten Gedanken und Befindlichkeiten der Öffentlichkeit mitteilen. Hier können Graswurzelbewegungen entstehen, die in ihrer Bedeutung und Potenz oft erst viel später erkannt werden, siehe die Occupy-Bewegung. Ein Blogger hat damit die Möglichkeit, sich mit all seinen Anliegen zu präsentieren. Warum er das macht, ist dabei eine interessante wie auch individuelle Angelegenheit. Jeder kann sich quasi zum "Star" aufbauen, so er es denn schafft, eine entsprechende Fan-Gemeinde um sich zu versammeln. Diese Bemühungen können die äußerlichen Vorzüge eines Bloggers ebenso betreffen, wie auch geschäftlich in Sachen Eigenwerbung interessant sein, politisch motiviert sein, philosophisch oder auch missionarisch oder einfach nur als Unterhaltungsjux, weil’s Spaß macht.

So unterschiedlich die Seiten in Aufmachung und Niveau sind, so unvergleichbar die dahinter stehende Persönlichkeit. Ob und wie viele Menschen sich da selbst über ihre tatsächliche Motivation befragen, weiß ich nicht. Und manche betreiben solche Seiten auch gewiss nur eine Zeit lang, pausieren oder gehen irgendwann wieder gelangweilt von dannen. Hauptsache, man hat es einmal gemacht, ist einmal dabei gewesen. Triviales wird sich mit höchsten bedeutenden Inhalten je nach Seite dort den Rang streitig machen - und nicht selten behält Triviales sogar den Sieg nach Klicks. Dass dabei auch noch mit Werbung verdient werden kann, ist für nicht wenige Sonderanreiz.

Ein Blog kann auch von mehreren Nutzern betrieben werden oder andere Nutzer zur Diskussion einladen. Die Zahl der Blogger steigt ständig und die Unternehmen, die kostenlos Blogs anbieten, belaufen sich bereits über 200. Ein paar rudimentäre Kenntnisse im HTLM sind unverzichtbar, um es technisch betreiben zu können. Aber da gibt es immer mehr Hilfe, warum letztlich auch die Blogger die 200 Millionen Marke bereits schon 2010 überschritten hat.

Für manche ist bloggen aber auch eine Möglichkeit, seiner eigenen Einsamkeit zu entkommen. Hier können soziale Plattformen entstehen, die zumindest zunächst virtuell das Gefühl vermitteln, mit „Freunden“ oder doch Gleichgesinnten in Kontakt zu stehen, Gesinnungsgenossen zu finden oder auch gemeinsam etwas Kreatives in die Welt zu setzen. Die Virtualität der Beziehung geht nicht selten in eine reale Beziehung zwischen den Menschen über, die über das bloggen immer häufiger zustande kommt.

Insofern kann es die Menschen zusammenführen, wenngleich ohne Garantie auf Dauerhaftigkeit, jedoch nicht selten mit größeren Chancen als man sie in der eigenen Alltagswirklichkeit oft nicht findet. Wäre das nicht auch etwas für Sie und Ihre noch nicht vollständig ausgelebten kreativen Anteile?

— 25. Januar 2012
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