Weihnachten: Auch eine kriminelle Hochkonjunktur

Überlegungen zur Nervenschonung und Sicherheit von Christa Schyboll

O nein, ich denke keineswegs daran, dass man ihnen die Türen aushebelt oder etwa die Fenster zertrümmert, um den neuen Flachbildschirm oder sonst ein kleines Luxusgut in der heiligen Nacht zu entwenden. Ich denke mehr an die subtilere und leisere Form der eCrime-Society.

Trotz ausgefeiltem Spamschutz und Virensoftware, trotz polizeilicher Warnhinweise und Sicherungstipps: Immer wieder passiert es, dass Datendiebe und Betrüger sich der Phishing-Mails bedienen, mit Drive-by-Infektionen arbeiten oder Malware-verseuchten E-Cards, nicht selten unter Nutzung von Schadcodes.

Die Datenjagd von Cyberkriminellen ist dabei oft kreativ – mit weit ausgelegten Netzen. Beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnen die Experten für Online-Bedrohungen davor, dass die Gefahren steigen, je näher die Festtage kommen. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwo Zugangs- und Kontodaten abgreifen zu können, steigt eben umso mehr, je mehr Umsätze getätigt werden.

Zu attraktiv sind diese Möglichkeiten für Kriminelle, die sich heutzutage eben nicht mehr allein auf den kleinen Kaufhausklau allein konzentrieren, sondern eben mit Daten handeln und hervorragend damit im Geschäft sind. Dennoch bleibt auch dieser Bereich noch problematisch. Die höchste Rate der Laden-Diebstähle erfolgt in den Wochen vor Weihnachten. Bücher, Bekleidung, CDs und DVDs, Kosmetika und Unterhaltungs-Elektronik stehen ganz oben auf der Liste.

Eine besondere Zielgruppe sind dabei Jugendliche, die oftmals über wenig oder weniger Geld verfügen, aber angeheizt durch immer mehr Konsumverlockung dem Angebot nicht immer widerstehen können. Erst wird geschickt, gewollt und bewusst die Lust erzeugt, dann ist sie nicht zu befriedigen, so man sich auf die juristische Seite beruft. Sieht man aber zugleich die Möglichkeiten, die das Internet bietet oder auch das große Kaufhaus direkt, so kann so mancher eben auch nicht widerstehen.

Kriminalität wäre hier auch noch mal unter ganz anderen als nur juristischen Standpunkten zu betrachten, indem man die subtilen oft übers Unterbewusstsein laufenden Methoden der Konsumentenfalle einmal mit untersucht und in Ansatz setzt. Dies entschuldigt natürlich keine kriminelle Tat, aber es zeigt wohl auf, dass diese Problemzone viele Varianten und Hintergründe hat. Trotz all dem ist Schutz und Aufmerksamkeit angesagt, da eine funktionierende Gemeinschaft sich auf sich verlassen muss.

Nimmt man nun die Datenskandale der jüngsten Vergangenheit noch mit ins Visier und denkt an den illegalen schwunghaften Schwarzmarkt in all diesen Bereichen mit all unseren Gewohnheiten, Vorlieben, Kontodaten, Adressen, die überall herumschwirren – wäre es nicht verkehrt, die altmodische Alternative zu wählen und einen gesunden Einkaufsbummel mit fest verschlossener Börse am Körper über den winterlichen Weihnachtsmarkt in der eigenen Stadt zu machen.

Letztlich freut sich darüber auch der Stadtkämmerer, der an diesen kleinen Umsätzen auch etwas verdient.

— 16. November 2009
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