Hart an den Barrieren der Intelligenz

Ist der Dümmere der Klügere?, fragt Christa Schyboll

Normalerweise verstehen wir unter Dummheit einen ordentlichen Mangel an Intelligenz oder Weisheit. Diesem Mangel begegnen wir in unserem Leben auf Schritt und Tritt.

Unser Augenmerk ist dabei vor allem auf die Dummheit des Mitmenschen schärfer eingestellt, als auf die eigene Dummheit. Dieser Blickwinkel macht einfach mehr Spaß. Und da die Dummheit der anderen quasi unser Leben eh überstrahlt, gibt es auch nur wenig Anlass, zusätzlich noch der eigenen Dummheit auf die Schliche kommen zu wollen. Wenden wir uns also lieber genüsslich der Dummheit der anderen Menschen zu.

Kein Mensch kann ermessen, wie viel kluge Gedanken in der Welt beispielsweise aufgeboten werden müssen, um die Dummheit zu beweisen, die sich zugleich an tausend Dingen doch ganz offensichtlich zeigt. Ein ganzes Heer von Akademikern ist weltweit in Instituten mit dem Thema Dummheit und Intelligenz beschäftigt, um all dem mit Raffinesse und Klugheit auf die Spur zu kommen. Aber die Dummheit lässt sich dabei nicht narren. Sie ist schließlich nicht blöd! Herausgefunden hat man bisher, dass der Dummheit scheinbar weniger Grenzen gesetzt sind, als der Klugheit. Die Anzahl der dauerhaft dummen Handlungsweisen speziell regierender Machthaber zeichnet sich nicht nur in den Kriegsberichterstattungen der Welt ab, sondern letztlich an allen Brennpunkten, wo die Dummheit legalen oder illegalen Unfug ungestraft durch seinen Menschen vollzieht, wenn dieser einmal wieder seine ungeschickten Finger im Spiel hat. Ob die Bosheit dabei die Dummheit um Längen schlägt, ist noch nicht ganz ausgemacht.

Man braucht sich zudem auch keine besonderen Fähigkeiten erwerben, um ordentlich und gründlich dumm zu sein. Gefährlich wird ihr jedoch bereits schon Halb-Wissen, latente Moralvorstellungen oder etwa die ersten Sehnsuchtsantennen nach neuer Erkenntnis. Hiervon hat man die Finger zu lassen, wenn man es zum dauerhaften Karriere-Erfolg in Sachen Dummheit bringen will. Dass dabei manchmal auch viel Geld lockt, sieht man an den dummdreisten Pleitegeiern der letzten fünf Finanzkrisen, die sich wahrlich dumm und dämlich verdient haben, in dem sie das Geld der anderen verbrannten. Nicht einmal Fußfesseln legte man ihnen an, nachdem man schon keinen Zugriff auf ihre Gedanken- und Handlungswelt an der Börse hatte.

Ob die Dummheit Vorboten hat, ist ein strittiges Thema unter den Klugen. Den Dummen ist es eh schnurz egal. Manche glauben, eine gewisse Geistesschwäche zum Beispiel im Vorfeld von staatstragender Dummheit zu erkennen. Sie äußert sich im politischen Umfeld häufig durch merkwürdige Gesetzesregelungen, die weder von irgendwem gewollt sind noch sinnvoll erscheinen. Gesetzlich verankerte Gedankenkuriositäten, deren Dummheit selbst das Bundesverfassungsgericht in Atem hält.

Kinder, von Natur aus zunächst klug geboren, schauen bei den vielen Irrungen ihrer Elter oft nur dumm aus der Wäsche und stellen dann manchmal gefährlich hintergründige Fragen. Die meisten von ihnen werden aber in der Regel schnell zurück gepfiffen, wenn sie ihre natürliche kindliche Klugheit auf gemeine Weise gegen die Erwachsenen ausspielen. Sollen sie erstmal selbst groß werden! Dann werden sie schon sehen, wie das mit der Dummheit ist.

Das besonders Verrückte an der Dummheit ist jedoch, dass sie oft nach sehr reiflichen Überlegungen begangen wird. Zudem ist sie nicht nur eine Gabe Gottes, die man jedoch nicht unbedingt über Gebühr beanspruchen muss, sondern auch ein ausdrücklich von der Verfassung geschütztes Recht zur freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.

Albert Einstein stellte seinerzeit fest, dass das Universum wie auch die menschliche Dummheit unendlich ist. Nur beim Universum machte er später einen zweifelnden Einwand. "Unser Wissen ist das Resultat unserer Erfahrungen. Unsere Erfahrungen sind das Resultat unserer Dummheit.“ Meinte übrigens Sacha Guitry. Ich meine: Ja. Auch! Aber nicht nur!

— 01. November 2013
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