Tatmotiv: Eifersucht

Was sucht da mit Eifer die eigene Not, fragt Christa Schyboll

Solange es Zeugnisse menschlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen gibt, stößt man auf sie: Die Eifersucht unter den Menschen.

Trotz aller Aufklärungsbemühungen der Philosophen und Psychologen scheinen viele Menschen sie aber nicht in den Griff zu bekommen – wie sonst wäre die Unzahl von Meldungen über Mord und Totschlag, Verletzungen körperlicher oder seelischer Art und eine schier unendlich verschiedenartige Liste von zwischenmenschlichen Dramen immer wieder zu lesen.

Sie deshalb aber wie Blitz und Donner als nun mal gegeben und unveränderlich hinzunehmen, beleidigt genau genommen die evolutive Entwicklungs-Fähigkeit der zwischenmenschlichen Intelligenz. Diese ist natürlich individuell verschieden stark ausgeformt, so wie ja auch eben nicht jeder die Talente eines Mozart oder Stephen Hawking hat.

Schaut man, was der Eifersucht zugrunde liegt, stößt man trotz aller individuell verschiedenen Dramen aber dennoch auf ein paar Gemeinsamkeiten, die es wert sind, kurz betrachtet zu werden: 1. Verlustangst, 2. Minderwertigkeitsgefühle, 3. gesellschaftliche/kulturelle/religiöse Traditionsformen oder Dogmen.

Keiner dieser Gründe muss dem Eifersüchtigen bewusst sein und fast immer spielen dann aber noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren und auch Gefühle mit eine Rolle. Gäbe es hier ein Schnellrezept zur Überwindung dieser unseligen emotionalen Würgeschlange, so bräuchte es weder Täter noch Opfer, weder Psychologen noch Untersuchungen darüber.

Die Verlustangst ist besonders stark im Falle der Eifersucht. Es ist dabei keineswegs immer ein nicht teilen-wollen des „Nahestehenden“ (Partner, Freund, Kind, Eltern usw.) mit anderen „Konkurrenten“, sondern oft ein viel tieferes Gefühl von Angst, die sich die betroffenen aber nicht immer klar machen (können). Die Verlustangst zählt zu unseren Urängsten und trifft uns im Zwischenmenschlichen immer besonders hart, warum wir schneller als uns „eigentlich“ gemäß ist, doch eben den Giftstachel der Eifersucht in uns fühlen.

Kommen dazu dann noch persönliche Minderwertigkeitsgefühle, verschlimmert sich diese Angelegenheit, weil man dann nicht nur im Schmerz der Verlustangst ist, sondern sich zugleich ja auch noch in einer Art Ohn-Macht wähnt: Keine Macht, den anderen für „sich“ zurückzugewinnen, ihn „alleine“ haben zu dürfen, weil man ja nicht ausreichend „attraktiv“ ist. Dabei sind keineswegs nur Äußerlichkeiten gemeint, sondern die Attraktivität eines Menschen umfasst ja viele Aspekte. Fühl man sich aber wenig oder gar nicht „attraktiv“, warum sollte dann die innere Treue des anderen funktionieren!?

Manchmal hat die Eifersucht aber keinen direkt-persönlichen Charakter, sondern bezieht sich im Zweifelsfall auf eine ganze Sippe, auf viele Freunde usw. Hier können die Motive dann wiederum gesellschaftlicher, kultureller oder religiöser Art sein, wo „eifersüchtig“ auf das Einhalten von „Gesetzen“ geachtet wird. Nicht selten ist die Hemmschwelle der Eifersuchtstat dort sogar noch tiefer heruntergesetzt, weil man innerlich kein bewusst-egoistisches Motiv bei der Ahndung hat, sondern ein vermeintlich sogar „göttliches“, dass jede Sanktionierung gegen „Gesetzesverstoß“ dann zu rechtfertigen scheint.

Menschen, die unter starker Eifersucht leiden und sie eigentlich gern loswerden möchten, haben oft einen schweren und langen Entwicklungsweg vor sich – je nach Fall. Aber klar dabei ist: Sie HABEN einen Weg, KÖNNEN ihn gehen und sind KEINESFALLS der Eifersucht und ihren seelischen Schmerzen hilflos ausgeliefert, wenn sie nur an den Hintergründen arbeiten. Und hier stehen die Bearbeitung der Themen von Verlustangst und Minderwertigkeit mit an oberster Stelle, so es um Heilung geht.

— 03. August 2010
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