Flirten

Eine geheimnisvolle Kommunikation?, fragt Christa Schyboll

Sie erwarten hoffentlich nun kein Rezept zum Flirten von mir? Wenn doch, so habe ich gute Nachricht! Unter der Eingabe "richtig flirten" schmeißt uns Google gleich über 5 Millionen Links an den Kopf. Das dürfte doch fürs erste ausreichen. Und warum ich jetzt auch noch darüber schreibe? Weil es mir gerade eine Lust ist, die Sache mit der Lust zu hinterfragen.

Lust und lustig haben ja irgendwie ein gemeinsames Stammwort. Aber Lust ist keinesfalls immer lustig. Und Lustiges wiederum macht auch nicht immer Lust. Da beginnt schon das Problem beim flirten. Es ist oft nämlich einfach zu ernst, wenn es um die Lust geht. Geht man es jedoch gleich allzu lustig an, dann gleitet ein Flirt auch schnell ins Alberne ab. Steht der Flirtpartner aber nun zufällig auf Albernheiten, na, dann hat man Glück gehabt. Steht er mehr auf Lust, also die sinnlich fleischliche Lust, muss man höllisch aufpassen, ob er sich bei zuviel lustiger Fröhlichkeit am Ende nicht arg gekränkt fühlt. Das gilt beidseitig. Denn nicht jeder Mann will seine ungemein tolle Männlichkeit am Ende noch fröhlich betrachtet sehen. Und nicht jede Frau will in gewissen Situationen einen männlichen Lacher hören, den sie im Hinblick auf die Figur vielleicht so vollkommen missversteht. Also ist bei einem Flirt unbedingt darauf zu achten, wie es denn so mit der Lust und dem Lustigsein beim Partner steht.

Hier kann man nun auch an der Intelligenz gleich ansetzen und frech fragen: „He, bist du eher der lustige oder lustvolle Typ?“ Manch ein kecker Partner wird antworten: "Was soll das blöde Oder in dieser Frage!?" Das zeigt schon mal eines: Der Flirtpartner hat mitgedacht. Er gehört nicht zu den mentalen Dumpfbacken, sondern geht aufs Ganze, in dem er die "Oders" schon einmal verneint!

Aber was ist nun das wirkliche Geheimnisvolle beim guten Flirt? Einem, der auch beiden jede Menge Spaß macht? Es ist das Erkennen! Beide erkennen sich bei einem gelungenen Flirt über alle Unterschiedlichkeiten hinweg im gemeinsamen Wollen. Sie schaffen einen intuitiven Zugang, der sich weder allein an Bildungsmaßstäben messen lässt, noch allein an äußerer Attraktivität, die angesichts spannender Persönlichkeitsmerkmale sehr relativ werden kann. Das Wesen des jeweils anderen wird in seiner Gesamtheit und Kombination in diesem Augenblick überaus reizvoll. Wie lange der Reiz hält? Nun ja… Was aber da reizvoll ist, kann sehr verschieden sein. Aber in allen Fällen, wo es so richtig Spaß macht, wird auch ein geheimes Verlangen oder ein Begehren, das in den meisten Fällen eben doch noch viel mehr ist als Rausch und Sinnenfreude. Ob es dabei unter den Flirtpartnern nun im Einzelfall mehr oder weniger verkopft oder fröhlich-locker zugeht, frech oder frivol, schüchtern oder offensiv, ist vollkommen unerheblich, so lange es nur zum anderen in dieser Atmosphäre passt. Passgenauigkeit ist eben ein Zauberwort. Die feinen Zahnrädchen von Gesten, Blicken, Worten, sollten nicht durch den groben Sand der Missverständnisse und der falschen Einschätzung knirschen.

Vorher überlegte Strategien mögen in dem einen oder anderen Fall ein wenig helfen. Aber die wahre Kunst besteht im eigenen Vertrauen auf sich selbst, das in der Lage ist, einen wunderbaren Brückenschlag zum Gegenüber zu schlagen und genau jene Eigenschaften zu zeigen, die der andere beim Flirt so liebt. Gelingt das beiden: Oha! Dann hat man vielleicht noch mehr als nur einen schönen Abend miteinander. Für manch einen wird es der Auftakt zu "lebenslänglich".

— 03. Februar 2013
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