Frauen

Mystische Wesen aus der Chaosforschung?, fragt Christa Schyboll

Frauen zu verstehen, heißt in gewisser Weise, sich in den Mysterien der Chaostheorie zuhause zu fühlen. Ihre Unberechenbarkeit ist das einzig Berechenbare, auf das man sicher bauen kann.

Der kluge Mann weiß nichts von ihr und ist sich darüber sehr wohl im Klaren. Das gibt ihm jene Sicherheit, nicht in die primitive Falle einer machogesteuerten Scheinsicherheit zu tappen. Die dort zu erwartenden Stürze in die Abgründe fatalen Irrens brechen ihm nicht nur finanziell die Knochen, sondern bringen unter Umständen sein Seinsgebäude zum Einsturz.

Es ist also klug, zu erkennen, dass man(n) als Frauenversteher vor allem die Chaostheorie in Ansatz bringen sollte. Aber was sagt uns das denn konkret?

Die Chaosforschung ist ein System komplexer Systeme. Das wird jeder, der eine Frau kennt, schnell verstehen und übertragen können. Diese Theorie befasst sich wiederum mit dynamischen Systemen, die selbst scheinbar undynamisch-melancholischen Frauen innewohnen. Dass wir es bei all dem mit einer Nichtlinearität zu tun haben, versteht sich von selbst. Sonst wäre die Sache für die Männer geradezu unterfordernd.

Man denke allein einmal an den Schmetterlingseffekt beim Wetter und die ausgelösten Turbulenzen. Große Empfindlichkeiten bei kleinsten Abweichungen! Erinnern Sie sich? Der letzte Streit, ihr mahnendes Wort? Musterbildungsprozesse und Erosionen waren die Folge, die neuronalen Netze brachen auseinander und der Verkehrsstau dauerte länger als eine ganze Woche.

Im Wesentlichen bestehen Erfolge innerhalb der Chaosforschung in der Entdeckung bestimmter universeller Strukturen und Prinzipien im scheinbar regellosen Verhalten. Frauen beherrschen diese Strukturen mit ihrem ganzheitlichen Sein und arbeiten selbstverständlich mit der Periodenverdoppelung und der Ausbildung so genannter seltsamer Attraktoren. Was sie dabei als Reize einzusetzen wissen, sprengt die Vorstellungskraft spröder Wissenschaft.

Spannend bleibt dieser Forschungszweig für Männer alleine schon deshalb, weil es sich um ein beständiges nichtvorhersagbares Verhalten handelt, das sich zeitlich scheinbar irregulär entwickelt. Geringste Änderungen der Anfangswerte führen zu ungeahnten Situationen voller Hochspannung. Der männliche Drang zur Eroberung kann auf diese Weise die immer gleiche Frauensperson erbeuten, ohne die Möglichkeit ihrer Facetten je zur Gänze auszuloten.

Vergessen Sie es, der ganzen Sache analytisch begegnen zu wollen. Das klappt nie! Sie müssen immer bedenken, dass die Ursache des exponentiellen Wachstums von Unterschieden in den Anfangsbedingungen liegt. Und die sind immer wieder eine neue mystische Offenbarung, erfrischend anders und völlig unberechenbar. Halt chaotisch-weiblich.

Im Chaos, liebe Herren, steckt die unentdeckte Ordnung des Weiblichen. Und wir Frauen lieben halt Männer, die diese Ordnung nicht nur orten, sondern gefälligst nicht mit männlichem Chaos anschließend wieder ungeschickt deformieren, entstellen und überhaupt wieder komplett verhunzen.

— 03. August 2010
 Top