Geocaching

Der neue Volkssport. Von Christa Schyboll

Ältere Menschen, die hier lesen, mögen schmunzeln. Geocaching war in etwa so, wie die frühere "Schatzsuche" im Wald oder im Grünen. Allerdings kannte man damals weder das notwendige Equipment noch GPS, sondern verließ sich blind auf seinen Instinkt.

Dafür jedoch war dann auch die Umgebung meist eine heimische, nahe, die all diese Dinge nicht brauchte, weil man mit oder ohne Schatz auch so wieder nach Hause gefunden hätte.

Heute ist Geocaching allerorten angesagt. Vor allem gern in touristischen Gebieten, wo er als Fun-Faktor eine immer größere Bedeutung bekommt. Vor allem für Kinder und Jugendliche. Aber auch eine Reihe meist junger Erwachsener tummelt sich nun in ganz anderer Weise in der Natur als der Typus des einsamen Wanderers oder des sportlichen Nordic-Walkers.

Was ist Geocaching? Geo kommt aus dem Griechischen und meint die Erde und cache ist ein "geheimes Lager" und kommt aus dem englischen Sprachraum. Gemeint ist dabei eine Art elektronische Schatzsuche, wo mit Hilfe eines GPS-Empfängers bestimmte Verstecke gesucht werden. Die Geocacher verstecken irgendwo eine Dose mit Notizbuch oder Logbuch und veröffentlichen die Koordinaten im Internet. Andere machen sich dann auf die Suche. Werden sie fündig, tragen sie sich vor Ort in das Logbuch mit Funddatum ein und die Dose wird zurückgelegt für den nächsten Geocacher, der sein Glück bei der „Schatzsuche“ findet. Die stolzen Finder präsentieren dann ihren Fund im Internet, ohne den Ort zu verraten.

Bei dieser neuen "Sportart" gibt es auch Themencaches, die auch für den Schulunterricht und die Bildung der Kinder interessant sein können. Aber auch Familiencaches, wo auch die Kleinsten schon dran teilnehmen dürfen oder auch anspruchsvolle Klettercaches in einer Felswand oder beim Tauchen unter Wasser. Überall ist "Schatzsuche" angesagt. Irgendwann vielleicht auch im Krokodilbecken?, ging es mir durch den Kopf angesichts des Runs, der harmlos begann und nun immer anspruchsvoller wird, um die nach Abenteuer lechzende Seele zu befriedigen.

Was ist gut, was ist kritisch daran zu sehen?

Sofern diese neue Modeerscheinung von ausreichend wenigen geteilt und genossen wird, ist es ein schöner Spaß so lange, wie damit nicht Schädigungen einhergehen. Seien es Pflanzen, Wald, Tiere - seien es aber auch die Belästigungen anderer Mitmenschen, wenn diese Caches in Städten, Hinterhöfen oder sonstigen Orten durchgeführt werden und plötzlich Massen von selbsternannten Schatzsuchern irgendwo "einfallen". Solange wenige Menschen etwas auf eine schonende Art tun, ist es toll. Wird es zur unkontrollierten Massenveranstaltung, so könnte es ein ähnlicher Pistenwahn werden, wie zu Weihnachten auf den attraktivsten Alpengipfeln.

Die Alternative? Es gibt sie immer. Waldspaziergänge auf gänzlich einsamen Wegen, die man noch niemals gegangen ist. Ohne GPS, aber vielleicht mit einer Wanderkarte und einem Kompass, einem guten Freund, ausreichend Wasser und einer unbändigen Neugierde auf die nächste unbekannte Ecke?

— 07. August 2012
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