Geburtstag

Eine Erinnerung an Deine Einzigartigkeit von Christa Schyboll

Liebes Geburtstagskind, Du bist also einmal wieder fällig und lässt Dich hoffentlich prächtig feiern. Ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deinem Geburtstag und entsende Dir die besten Wünsche.

Den ganzen Wahn des vergangenen Jahres, wie auch das Schöne, hast du wiederum ein weiteres Jahr überlebt, was von Deiner Zähigkeit und Deinem Überlebenswillen zeugt. Möge es Dir lange erhalten bleiben.

Vor allem aber möchte ich Dich heute an etwas Besonderes erinnern. An Deine Einzigartigkeit. Bedenke: Nirgends und niemals wird es eine Person geben, die genau so ist wie Du! Lass Dir das auf der mentalen Zunge einmal genüsslich schmecken...!

Doch Hand aufs Herz und sag einmal: Was machst du denn eigentlich aus dieser Deiner Einzigartigkeit? Sie zu haben ist ja schön und nett. Aber zeigst du sie auch? Vor allem, was zeigst du denn, wenn du sie zeigst und wie zeigst du sie? Was wiederum zeigst du nicht von Dir, das aber zugleich besonderes Merkmal Deiner Einzigartigkeit ist?

Vielleicht ist das Nachdenken darüber tatsächlich lohnend, wenn all der schöne Geburtstagstrubel wieder vorbei ist. Dann könntest Du Dich in Ruhe darauf besinnen, wer denn da von den Lieben so fürstlich oder spärlich gefeiert wurde.

Wurde Dir viel Ehre zuteil? Wenn ja, für was? Oder ehrte man Dich für einen Vorteil, den man anschließend für sich selbst erhoffte? Benutzte man Dich zu Deinem Geburtstag in dem einen oder anderen Falle am Ende sogar? Was kam von Herzen? Was geschah aus Kalkül, bis hin ins Geschenkte? Wo war das Lachen ein Lachen, das die Seele berührte? Wann und von wem war es eine winzige Spur zu laut, so, als wolle es sich die Aufmerksamkeit sichern.

Geburtstage können Zäsuren werden. Sie können aber auch im Fluss des Ewiggleichen zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Entschieden wird es allein durch die innere Haltung, die man zu sich selbst entwickelt.

Sich seiner Einzigartigkeit bewusst zu werden, ist jedoch speziell an Geburtstagen eine prickelnd spannende Möglichkeit, sich an diesem Besonderen auch bewusst zu erfreuen. Das darf Publikum haben, aber braucht es nicht unbedingt. Das Staunen über sich selbst kann zu einem prachtvollen Geschenk voller Tiefe werden, so man sich liebevoll und barmherzig selbst unter die Lupe nimmt. Kritisch-mutige Betrachtungen darüber, was denn nun dieser Einzigartige, der man selbst ist, so lebt und schafft, verweigert oder schenkt, könnten zu wichtigen Anhaltspunkten für neues Verhalten werden, das zu immer tieferer Lebensqualität führt.

Schwächen darf und sollte man sich großmütig verzeihen und sie konstruktiv begleiten in einem Prozess, der sie nach und nach zu überwinden sucht. Bevor man jedoch sich selbst seine eigenen Schwächen verzeiht, sollte man sie kennen lernen und ehrlich anschauen.

Und dann ab hinein in die Vollen der eigenen Stärke! Sich selbst Mitte werden und zu sich stehen, in dem was man ist und weiterhin wird. Sich erinnern an all die schönen oder schweren Momente, wo man mit Zuversicht und Liebe das Leben meisterte. Wo man nicht verzagte, obschon kaum Hoffnung winkte, wo man fest zu sich selbst stand, allen Angriffen zum Trotz.

Das dürfte das schönste Geschenk sein, das man sich als einzigartiger Mensch selbst zu schenken hat. Es birgt Kraft für weitere Entwicklungen. Es birgt aber auch Freude, mit der man die Probleme des Alltags zu meistern weiß. An irgendeinem der Lebensgeburtstage hat man dann seinen Meisterbrief verdient und ist berechtigt, ihn sich selbst auszuhändigen. Mit Stolz und Recht sollte man das dann auch tun. Untrüglich wird man fühlen, wann ein solcher Meisterschafts-Geburtstag im eigenen Leben ansteht. Freude und Dankbarkeit über das Leben werden diesen Tag gewiss bestimmen.

— 03. August 2010
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