Gehören Sie zur Elite?

Eine Frage von Christa Schyboll

Um hier mit einem Ja oder Nein zu antworten, müsste erstmal zurückgefragt werden, von welcher Elite ich denn spreche: die Geisteselite, die Geldelite, die Machtelite, die Elite der Gutmenschen oder gar der Weisen usw.? Schwarz-Weiß-Antworten sind also schon mal nicht möglich, weil wir ohne diese Vordifferenzierung gar nicht auskommen.

Wikipedia schreibt zur Elite: "Eine Elite (urspr. vom lateinischen electus, „ausgelesen“) ist soziologisch genommen eine Gruppierung überdurchschnittlich qualifizierter Personen (Funktionseliten, Leistungseliten) oder die herrschenden bzw. einflussreichen Kreise (Machteliten) einer Gesellschaft. Konkret bezieht sich der Begriff meist auf näher definierte Personenkreise, wie z. B. die Bildungselite. Der Elite gegenüber steht die „Masse“[1] oder der „Durchschnitt“ („Normalbürger“)."

Soweit, so klar. Aber was ist denn nun mit dieser "Elite"?...Haben wir sie und achten sie bloß nicht? Sind wir „Unelitäre, Normale“ ihr arrogant und undankbar gegenüber - oder zu dumm, sie zu orten und dann ihre Gaben für uns zu nutzen? Sind Spezialisten in ihren Fächern automatisch Elite, da sie doch die Hochqualifizierten sind? Oder ist die Elite nur die Spitze innerhalb der Höchstqualifizierten? - Und wenn ja, warum eigentlich? Nur weil sie dann wenige sind?Aber wäre in einem solchen Fall dann die Elite nicht auch evtl./z. Teil ein Club von oft ja nur einseitig ausgerichteten Fachleuten?

Und was ist mit all den VIPs, die sich allein per Bekanntheitsgrad automatisch schon zur "Elite" zählen. Hat letztlich das Geld, der Bekanntheitsgrad, der Beliebtheitsgrad, der Skandalgrad nicht viel mehr damit zu tun - als die Hirn-Herz-Bewusstseins-Bildung, das Wissen (wie einseitig oder universell auch immer)?

Zudem, was ist eigentlich mit den Pflichten einer Elite? Lässt ihr Selbstverständnis es zu, zwingt es sogar, oder lehnt es Pflichten im Zusammenhang mit einer Sonderstellung innerhalb einer Gemeinschaft ab? Wo beginnt die Grenzzerfaselung hin zur Arroganz hinsichtlich einer Abgrenzung nach „unten“ – oder jene Menschen, die sich tatsächlich aus religös-verbrämten Gründen als „Auserwählte“ betrachten?

Oder ist "Elite" einfach nur ein "elitärer" Begriff aus feudalistischen Herrschaftsstrukturen, der schwammig-schnöselig in den Raum gestellt wird, um sich selbst oder jemanden zu Schmücken an dessen Glanz man partizipiert?

Nach all dem kann man sich ja selbstkritisch fragen, ob man noch dazu gehören möchte … und wenn ja, zu welcher der vielen Eliten…

— 16. November 2009
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