Mingles

Erobert eine neue Lebensweise unsere Gesellschaft?, hinterfragt Christa Schyboll

Sind Sie ein Single oder ein Mingle? Oder ist Ihnen der Begriff noch ähnlich unbekannt wie den meisten Mitmenschen?

Mingle ist eine neue Wortschöpfung, die sich aus den Begriffen „Single“ und „Mixed“ zusammensetzt. Sie definiert eine neue Form der Beziehung zwischen zwei oder mehreren Menschen, die sowohl von Nähe wie aber auch von Unverbindlichkeit geprägt ist.

Als bekennender Mingle ist man ein fast noch waschechter Single, der aber gerade in einer nicht so ganz ernst gemeinten Beziehung drin steckt. Vielleicht auch in mehreren zugleich. Die Anzahl ist nicht festgeschrieben und in der Regel den Beteiligten anderen Mingles innerhalb dieser Verbandelung auch wohlbekannt.

Das Mingle-Leben ist unverbindlich, ungebunden, für alles offen. Erotik und Zärtlichkeit mit anderen Mitmenschen sind ebenso herzlich gerne erlaubt, wie überhaupt angenehme Formen von gemeinschaftlichem Erleben erwünscht sind. Man denke allein an die drei K’s, die man gemeinsam genießen kann: Kochen, Kunst und Kuscheln. All das macht viel mehr Spaß, wenn man dabei einen doch irgendwie vertrauten Menschen an seiner Seite hat, der diese Freude teilt. So ist immer und jederzeit für jede Menge Abwechslung gesorgt. Und da für alle Mingles die gleichen Rechte im Umgang mit anderen Menschen gelten, ist die Sache auch fair. Jeder kann und darf mit wem und was und wie er will.

Ist dies bereits die Alternative zu Familie, Zweierpartnerschaft oder dem Single-Dasein? Oder ist sie eine weitere Ergänzung zu den bisherigen Formen des Zusammenlebens?

Es stellt sich die Frage, ob die neu aufkommende Mingle-Bewegung Startschuss für eine neue gesellschaftliche Veränderung sein könnte, welche Chancen und Risiken sie birgt und ob sie geeignet ist, sich mit neuen Qualitäten des Zusammenlebens als alternatives Zukunftsmodell durchzusetzen.

Da sich dieses neue Phänomen erst am Anfang seiner eigenen Entwicklung befindet und ihr Verlauf und eine eventuelle gesellschaftliche Bedeutung noch nicht vorweggenommen werden kann, kann es sich bei den weiteren Betrachtungen zu Mingles natürlich nur um eine erste Standortbestimmung aus dem subjektiven Blickwinkel der Autorin handeln.

Eine weitere Beobachtung dieser Entwicklung erscheint deshalb lohnend, weil immer mehr Menschen nach neuen Werten und auch neuen Formen des friedlichen Zusammenlebens suchen, das für eine funktionierende Gesellschaft unverzichtbar ist.

— 30. April 2014
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