Tag der Zahngesundheit
Alle Alternativen zu gesunde Zähne - sind schmerzhaft, meint Christa Schyboll
25. September. Liebe Leidende! Wir gedenken heute der Zahngesundheit. Wir gedenken zugleich all jener Ängste und Schmerzen, die Sie alle seit Beginn ihrer ersten Zahnung erleiden mussten.
Hätte es der Schöpfer denn nicht bei einem kräftigen Kiefer belassen können? Bei einem, der tüchtig mahlen und vortrefflich zermalmen kann? Hätte die Schöpfung nicht viel mehr Früchte in breiiger Form wachsen lassen können? Es gibt doch Lebewesen, die ohne Zähne auskommen. Ich denke an Fruchtfliegen. Leben viele von ihnen nicht auch länger als einen ganzen Tag? Aber nein, die Schöpfung wollte uns prüfen und fragt jeden von uns: "Wie hältst du es im Laufe eines langen Lebens mit der Pflege deiner Beißerchen? - Und was fallen euch Menschen für Alternativen ein, wenn eure Zähne ihr Bett für alle Zeiten verlassen?"
Die erste erlebte Alternative zum gesunden Zahnverbleib ist der Schmerz. Dann kommt die Wut. Dann kommt die Angst vor dem Zahnarzt und seiner martialischen Behandlung. Und dann kommt die Rechnung. Diese rundet den Schmerz auf geradezu vollkommene Weise ab. Doch die Zeit schreitet fort. Mehr und mehr werden nun immer feinere Narkosen angeboten. Wahlweise mit Rock, Pop oder Klassik untermalt. Gern auch mit gregorianischen Gesängen. Oder doch lieber Planetentöne für die Esoteriker? Schlummere sanft, aber leide nicht!
Zurzeit jedoch leiden noch recht viele weltweit, wenn so ein Zahn wackelt. Ist der Kiefer gleich mit entzündet, gar vereitert, spürt sich der Mensch auf elementare Weise. Er wird ganz ursprünglich, fast archaisch. Zudem wird er auf subtile Weise darauf hingewiesen, wo ihm die Schöpfung doch überall Schmerzrezeptoren verpasst hat! An Stellen, die er bisher kaum kannte. War das nötig?, fragt sich selbst der religiöse Mensch!
Auch ich gehörte schon einmal zum Kreis der Leidenden. Zum Glück nicht zu oft. Der erlebte Schmerz inspirierte mich schon vor Jahren zu ein paar lyrischen Zeilen, die mir anlässlich des Zahngesundheitstages mal wieder kurz in den Sinn springen:
zwischendurch Gedichte schreiben
Schlafen, denken, leiden, fühlen
in alten Emotionen wühlen
Schlafen, fühlen, leiden, denken
Mich selbst mit Vision beschenken
Fühlen, denken, leiden, schlafen
Mit heftigem Schmerz mich selbst bestrafen?
Träumen, schimpfen, hungern, ruh’n
Jetzt einmal für mich selbst viel tun
Schimpfen, hungern, ruhen, träumen
Den Krankheitsgrund nur nicht versäumen
Ruhen, hungern, träumen, schimpfen
Mich gegen zu viele Wünsche impfen
Träumen, ruhen, schimpfen, hungern
Hochaktiv im Bett rum lungern
Fiebern, schwitzen, dösen, weinen
Ein neuer Weg will mir erscheinen
Dösen, weinen, schwitzen, fiebern
Ich muss ihn strukturell noch gliedern
Weinen, fiebern, dösen, schwitzen
Ihn glutvoll mit Gefühl erhitzen
Schwitzen, weinen, fiebern, dösen
Um Erkenntnisknoten aufzulösen
Lachen, reimen, frieren, schreiben
Gedankentiefe will nicht bleiben
Reimen, lachen, schreiben, frieren
Werd den Humor doch nicht verlieren!
Frieren, schreiben, lachen, reimen
Lass ich mich von der Psyche leimen?
Schreiben, frieren, reimen, lachen
Nein, was schreib ich nur für dumme Sachen!
Der Schmerz hat mich zum Narr’n gemacht
gleich ist’s drei Uhr spät, dann gute Nacht