Hochzeit und Glück

Webt die Macken des Partners liebevoll mit ein!, meint Christa Schyboll

Da heiraten nun in einigen Wochen wieder zwei junge Menschen in meinem Umfeld und haben mir eine schöne Einladung geschickt. Sie glauben an Ihr Glück, lieben sich und sehen der Zukunft hoffnungsvoll und positiv entgegen. Was soll ich ihnen denn als Worte noch mitgeben zum Präsent?

Das mit den guten Ratschlägen anderer ist schwierig, weil es oftmals nicht greift. Jeder muss seine Erfahrungen machen und kann nicht immer die guten oder schlechten Erfahrungen anderer zur eigenen Grundlage des Handelns machen. Dennoch möchte ich auch ein paar Gedanken mitgeben, die nicht mit Rat zur Tat erschlagen, sondern welche, die vielleicht ein wenig zum Nachdenken anregen. Dabei komme ich selbst gerade ins Nachsinnen und frage mich kritisch, wie die Sache mit dem Glück denn von mir selbst gesehen wird?

Hat man schlicht und einfach nur Glück gehabt, wenn man glücklich ist? Oder ist es eh nur ein selten erreichter Zustand, der keine Nachhaltigkeit verspricht? Oder ist Glück eine tiefe Zufriedenheit, wie sie sich einstellt, wenn man mit sich selbst und der Welt im Reinen ist? Muss man für Glück etwas tun oder kommt es einfach als Gnadenakt zu einem selbst?

Vielleicht gibt es keine einheitliche Antwort, sondern immer nur individuelle. Meine Antwort wäre: "Zum Glück" muss man sich qualifizieren. Und zwar gleich durch eine ganze Reihe verschiedener Eigenschaften, die uns Menschen in der Regel keineswegs mit Geburt schon automatisch in die Wiege gelegt sind. Es braucht Ausdauer und Vertrauen. Die Macken und Fehler des anderen müssen bis zu einem gewissen Toleranzpunkt ins eigene Leben und auch ins eigene Nervenkostüm mit eingewebt werden, wenn man dauerhaft miteinander leben will. Es braucht den Humor, das Lachen, die Großherzigkeit, die gegenseitige Hilfe und vor allem aber immer wieder neu: Das Verzeihen!

Ohne gegenseitiges Verzeihen (von was auch immer) wird einer Liebe, die doch in ihrer Stärke noch in Entwicklung begriffen ist, der Boden entzogen. Insofern kann ich all den jungen Menschen, die eine Partnerschaft miteinander versuchen möchten, nur mitgeben: Liebt euch und …. verzeiht! Und verzeiht euch, weil ihr euch immer stärker und stärker liebt. So kann euer Glück wachsen. Und je stärker es in euch durch euch selbst verankert wird, will es euch auch nicht mehr verlassen.

— 26. April 2013
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