Humor

Ist eine sehr ernste Angelegenheit, meint Christa Schyboll

Bringen Sie mal jemanden zum Lachen, wenn Sie gerade keinen krachenden Witz zur Hand haben! Sie müssen sich schon ziemlich blöd anstellen und möglichst als ziemlich betröppeltes Opfer aus der Szenerie herausgehen, wenn Sie die Lacher dann trotzdem auf Ihrer Seite haben wollen. Gar nicht immer so einfach, wenn man es künstlich erzeugen will. Insofern gehört wohl der Beruf eines wirklich erfolgreichen Humoristen zu den anstrengenden Jobs.

Also ich habe gerade jedenfalls keinen Witz zur Hand und auch keinen Bock, nun einen für Sie zu googlen. Dass Sie darüber jetzt nicht lachen können, ist leicht nachzuvollziehen, aber zumindest könnten Sie mich bedauern ob meines Untalentes. Mein Talent für verbale Vernichtungsfeldzüge hält sich sehr in Grenzen. Eher "vernichtet" man mich mit meiner Nichtbegabung zum Witzereissen, was ich allerdings dann schon fast wieder zum Lachen finde. Überhaupt ist das Lachen über sich selbst, die schönste aller Humorformen - sieht man vom Feinsinnigen eines gehobenen Humors einmal ab, das auf entsprechend feine Antennen der Anwesenden unbedingt angewiesen ist. Nicht selten, dass zwei bei einer kleinen Bemerkung lächeln und alle anderen im Raum nichts kapieren.

Allein schon der Versuch, über Humor humorvoll schreiben zu wollen, ist ein echter Witz! Über Humor ernsthaft zu schreiben: Ein Leichtes - weil es ja viel darüber zu erwägen gibt. Gefahren, Blamagen und Scheitern sind dabei die Eintrittskarten. Es müssen Fehler gemacht werden, die aber so "dumm" sind, dass es auch authentische Lacher erzeugen kann. Damit sind nicht jene Kollektivlacher gemeint, die nach einer Büttenrede und dem auffordernden Befehlstusch der Kapelle geradezu militärisch geplant ereignen (müssen!).

Fehlerhafte Vergehen in wirklich schwierigen Situationen wird kaum jemand wirklich lustig finden, sondern eher wird man dann Mitgefühl, gar Bewunderung für den Mut des Opfers haben. Ausnahmen sind natürlich die bewusst gestellten Szenen, die nicht der Wirklichkeit entspringen, sondern allein aus kommerziellen Unterhaltungszwecken kreiert wurden. Das ist dann wieder knallharter Job! Eine fette "Krise" muss her, damit ein Lacher krachen kann. Der Lustgewinn für die Lacher macht sich tragischer Weise ja am Leiden des Opfers fest. Und wenn das Opfer dann selbst auch noch Lachen kann: na perfekt..!

Da wir alle gern lachen aber die Wirklichkeit uns nicht ständig da mit entsprechenden Situationen zur Verfügung steht, haben die Menschen eben die Witze erfunden. Die Kreierung von imaginären Notsituationen bringt eine so tiefe Befriedigung durch befreiendes Lachen, dass man schon von einer Art Selbsttröstung ausgehen kann: einfach darüber, dass es anderen noch schlimmer ergeht als einem selbst oder andere dümmer sind als man selbst. Super, diese Erkenntnis zu haben. Das ist echt zum Lachen …und sei es nur über einen extra zu diesem Zwecke erfundenen Witz.

— 01. August 2010
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