Jahresanfang

Über die Kunst des inneren Aikido von Christa Schyboll

Er fängt ja schon prima an! Na klasse! Auto kaputt. Einer ist reingedonnert. Wumms….! Glatteis. Fahrerflucht. Hurra! Welch ein Beginn gleich schon zu Jahresanfang! Und morgen geht’s weiter mit einer Latte von unangenehmen Terminen ganz anderer Art.

So was kennen Sie auch? Oder zumindest so ähnlich, vielleicht mit anderen Themen, aber einer fast vergleichbaren Dramatik…. dann fühlen sie sich herzlich willkommen im Club der Entnervten, die fast schon keinen Bock mehr auf dieses Erdenleben haben, ohne auch nur eine Spur depressiv zu sein. Es reicht. Basta!

Was ist das mit all den alltäglichen kleinen und großen Sorgen, die eines gemeinsam haben: Sie kommen immer und immer wieder! Egal wie oft und wie gut man sie löst. Sie suchen sich neue Themen so wie Bienen frisch gefüllte Blütenkelche. Ein eingebauter Magnetismus, der durchs eigene Blut rauscht. Ist man mit einem Thema „durch“, klopft das nächste bald zart an. Reagiert man nicht, ignoriert man es frech, haut es einem fast die Türe des eigenen Schicksals ein…. Bis wir endlich dann eben doch reagieren.

Agieren wäre der lustigere Part. Einfach damit man nicht immer nur als Marionette des Schicksals sich fühlt, sondern hin und wieder mal zumindest auch in der Führerposition, die sagt, wo es lang geht. Wenigstens ein bisschen und eine Zeit lang. Aber agieren ist leichter gesagt als getan, wenn die vielen bösen „Außenfeinde“ uns das Leben nicht nur schwer machen, sondern uns zumeist auch noch einen entscheidenden zeitlichen Schritt voraus sind.

Wie schnell muss man eigentlich sein, um dem Leben an sich im Sprint die Spitze seiner Gemeinheiten zu nehmen? Wie schafft man es mit Klugheit und Raffinesse, den schicksalhaften Beutelungen so zu entgehen, dass sie einen nicht mehr rammen, sondern höchstens nochmals kurz ein wenig am eigenen Sein vorbei schrammen? Kleine Kollateralschäden des alltäglichen Lebens in seinem unvermeidlichen Kampf.

Vielleicht einmal den Wechsel zum Programm des inneren Aikido probieren? Die Kunst des Nichtkampfes im Kampfsport vielleicht einmal auf die geistige und psychologische Ebene verlagern? Wäre das nicht mal einen Versuch wert? Die mentale Drehbewegung und innere Wendung rasch zu vollziehen in Gedanken und Gefühlen? Sie so geschickt wählen, dass der Gegner ins Leere läuft?, Schwupps… eine kleine, aber ganz eminent wichtige, kaum merkliche Richtungsänderung: und schon ist alles anders. Nichts mehr wie es war. Die Atmosphäre ist verändert – und mit ihr die sich dort begegnenden Menschen.

Die nächste gute Chance zu diesem Experiment bietet Ihnen das nächste auftretende Problem … wie klein oder groß es Ihnen auch erscheinen mag! Versuchen Sie diese schnelle mentale Drehbewegung doch einmal. Gedankliche Alternativen suchen, statt im Reizreaktionsmechanismus zu verbleiben. Mit der Zutat des Friedens im Experimentierkoffer haben Sie beste Chancen, Sieger zu sein und die Gegner am Sieg sogar teilhaben zu lassen – ohne immerzu kämpfen zu müssen. Ich wünsch Ihnen friedliche Inspirationen in Konfliktsituationen fürs neue Jahr.

— 29. Dezember 2009
 Top