Improvisationstheater

Trauen Sie sich, spielen Sie nur!, ermutigt Christa Schyboll

Das improvisierte Theater geht bis in die Antike zurück. Neu ist es nicht, aber spannend ist es trotzdem geblieben. Gespielt wird auf den Bühnen oder mitten im Publikum mit demselben. Vor allem das, was vorher eben nicht einstudiert wurde.

Oft darf das Publikum selbst den Themen-Vorschlag machen, der dann spontan umgesetzt wird. Phantasie steht über allem. Der Intellekt darf sich gern für ein paar Stunden aus dem aktuellen Geschehen zurückziehen. Sich gegenseitig zu inspirieren, statt sich selbst im Vorfeld nervös zu machen, steht auf der Tagesordnung.

Dass es dabei lustig, unvorhersehbar, manchmal bizarr und sprunghaft zugeht, liegt im Wesen der Sache. Doch dazu braucht man Mut. Mut, einfach so zu sein, wie man ist. Und eben nicht so, wie man sonst gern tut, wenn man es vorher brav einstudiert hat. Denn: Wir leben ständig alle in Rollen und spielen unser Bühnenstück im Leben doch viel weniger spontan, als uns lieb sein dürfte. Wir sind es gewohnt, uns auf alles vorzubereiten und uns abzusichern. Wir sind halt Perfektionisten und trauen uns kaum, einmal keine zu sein. Versagen wir im Perfektionismus, dann schämen wir uns gleich.

Die Anerkennung als eigenständige Kunstform hat sich das Improvisationstheater noch nicht so ganz errungen. Es lohnt sich jedoch darüber nachzudenken, ob man selbst nicht beherzt oder kühn genug ist, selbst einmal eine kleine eigene Theater-AG zum Beispiel in der Familie oder dem innersten Freundeskreis zu versuchen. Eine neue Form von Geselligkeit, die mit purer Phantasie die Atmosphäre im Raum völlig verzaubert. Man könnte kleine Szenen von wenigen Minuten spielen, damit der Spaß vor lauter Anstrengung nicht zu ernst wird. Und natürlich: Freiwillige vor. Unfreiwillige bitte frei lassen, damit die Freude nicht zum Zankapfel wird.

Und wozu das alles? Weil Phantasie sich ausleben will. Weil Kommunikation in spielerischer Form nicht häufig genug trainiert werden kann. Weil es Spaß macht, miteinander aktiv Spaß zu haben und nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst mit den anderen zu lachen. Es wird wohl kaum eine Familie oder ein engerer Freundeskreis gegeben, der in Sachen Handlungskompetenz und Sozialisation schon so perfekt ist, dass es nichts mehr zu erüben gibt. Empathie und Freude im Spiel führen zu stärkerer Verbundenheit. Und hat man auch Streitsituationen im improvisierten kleinen Privat-Theater ausgiebig geübt, wird so manch einem schwelenden Streit das Wasser abgegraben, weil gemeinsames Lachen den Raum einnimmt.

— 08. März 2013
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