Schmetterlinge im Bauch

...oder Liebesjunkie? fragt Christa Schyboll

Verliebte haben es gut. Sie haben die wunderbaren Schmetterlinge im Bauch, die den ganzen Körper aufregen und zum flattern bringen.

Überhaupt ist alles so aufregend, wenn man frisch verliebt ist. Die Kirschblüten sind weißer als weiß und die Sonne strahlender als je zuvor. Die Welt ist verzaubert und man selbst in diesen Zauber mit eingepackt. Selbst die sonst mürrischen Gesichter der anderen sind gar nicht mehr so mürrisch, wenn man sie selbst in diesem Zustande anstrahlt.

Mein Gott, wie schön! Und mein Gott!, wie selten erlebbar für die meisten Menschen im Leben. Einige male lernen die meisten Menschen das Gefühl kennen - und verlieren es über kurz oder lang ja auch wieder. Dann beginnt die Sehnsucht nach etwas Wertvollem, das verloren gegangen ist. Wer oder was daran schuld ist, kann man gar nicht so genau festmachen. Es nur auf den Partner zu schieben, greift in den allermeisten Fällen zu kurz. Es nur bei sich selbst zu suchen, ebenfalls.

Die Sache mit der Mindesthaltbarkeit von Verliebtheit ist natürlich. Wie frische Milch, die in der Sonne schnell auch wieder verdirbt. Es sei denn, man macht etwas Edles daraus. Im Falle von Milch vielleicht eine Zutat für köstliche Schokolade oder feinsten Käse – im Falle von Verliebtheit könnte wahre Liebe daraus werden oder wenn es dafür nicht reicht, dann doch eine tief verbundene Freundschaft.

Für solche Veränderungen ist aber viel, viel Arbeit zu leisten, die zudem auch lange braucht. Sie braucht Prüfungen, hat Einbrüche zu bestehen und wird immer wieder auf der Kippe stehen. Die Verliebtheit jedoch ist nur in ganz wenigen, seltenen Ausnahmefällen dabei aufrecht zu erhalten. Sie ist ein wunderbares Geschenk. Aber auch eines, das süchtig machen kann, weil es so schön ist. Die, die immer wieder neu der Sucht dieses Gefühls erleben und aufsuchen, werden nach und nach auch die Aspekte von Abhängigkeit und Abstumpfung erleben. Man wird zum Liebesjunkie, mit einem fatalen kindischen Verhältnis zur Liebe, die einfach keine eigene Reife entwickelt, sondern nur nimmt und braucht. Süchtig nach diesen aufregenden Momenten.

Dass wir uns dennoch alle immer wieder nach jenem Glückseligkeitszustand der Verliebtheit sehnen, ist normal. Zu Durchbrechen ist diese natürliche Sehnsucht nur durch das Anstreben des noch größeren Glücks: der reifen Liebe, die auch deshalb so schön ist, weil sie neben der Freude und Glückseligkeit auch noch die Unabhängigkeit und Freiheit mit im Gepäck hat. Aber das ist ein langer Weg, der Geduld erfordert … und eine Liebe zur Liebefähigkeit.

— 02. April 2012
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