Mietmäuler

Gezielte Interessen verbal verkauft – von Christa Schyboll

Mietmäuler? – Pardon, natürlich spreche ich nicht von guten Schauspieler/innen, die ihre schönen, klangvollen Stimmen zu unser aller Freude vermieten oder „verkaufen“ und uns mit Gesang oder Sprache erfreuen.

Ich spreche hier von politischen Talkshow-Teilnehmern. Selbst als eher unregelmäßiger Fernsehgast fällt mir auf, dass besonders gern bei politischen Talkshows häufig gleiche Personen immer wieder anzutreffen sind, die wiederholt das gleiche Geschwafel wortreich von sich geben. Je nach Zusammensetzung des Saalpublikums und ihrer geheimnisvollen Auswahl mit mehr oder weniger Erfolg.

Oft hat man Namensschildchen säuberlich vor sie aufgestellt. Eventuell sicherheitshalber auch noch mit Parteizusatz versehen, der die Zuordnung des Gesagten uns schlichten Gemütern vereinfachen soll. Der zum Schweigen verurteilte Zuhörer möge bloß nicht auf falsche politische Gedanken kommen, die "so" nicht erwünscht sind.

Bei manchen, die man institutionell dabei nicht direkt einer Partei zuordnen soll und zugleich nicht nackt präsentieren möchte, schreibt man gerne hinzu: „Soziologe“, oder „Rentenexperte“ oder „Institut für Erhabenes und Gewolltes“ (Sie verstehen!). Dann geht die Redeschlacht los und man kann sich dann so seine Gedanken machen, sofern man das Nickerchen zunächst noch nicht so ganz zulassen möchte.

Mietmäuler! Fast alles Mietmäuler! – was man dann zu hören bekommt. Lobbyisten ersten Ranges. Vor allem und fast immer die sogenannten „Experten“. Kaum einer von ihnen – selbst wenn als parteilos etikettiert – steht nicht auf einer oder gleich mehreren Gehaltslisten, die natürlich anders heißen, wie: „Aufwandsentschädigung, Ehrenamt, Mitglied im Expertenkreis, Vorstandsmitglied, Beratungsausschuss“ usw. Endlos die Phantasie für diese Bezeichnungen, die nur eines meinen und wollen:

„Mach dein Maul für unsere Sache auf! Laut und vernehmlich! Und erwähne uns bloß nicht namentlich dabei. Niemals!, hörst Du! Aber tu alles dafür, dass unser Anliegen als das Richtige in den Köpfen der Wähler seinen fruchtbaren Boden findet. Und erst recht im Bundestag. Dort, wo die Gesetze für oder gegen uns gemacht werden. Du wirst verdammt gut von uns entlohnt!“

Diese Leute werden uns wieder und wieder zugemutet. Viele Zuschauer wissen von diesen Zusammenhängen nicht so viel. Manche ahnen es, die meisten vertrauen noch immer einem seriösen äußeren Schein. Glauben das scheinbar „Gutmeinende“, das sich doch so schlüssig anhört, glauben an versprochene Segnungen und verschlafen dabei die wahren Hintergründe mit ihren Zielen.

Doch bald sind wieder Wahlen und die Zumutungen an uns werden sich steigern. Ein genaues Hinhorchen ist jedem Wähler dringend anzuraten, damit er weiß, was er tut …. oder lässt.

— 24. November 2010
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