Giftige Typen

Im Notfall den Stecker ziehen! meint Christa Schyboll

Viele moderne Frauen leben dem Zeitgeist gemäß mit modernen Begriffen, die es früher nicht gab. Auch mir begegnen hin und wieder sprachliche Novitäten, die mir staunendes Schmunzeln abringen.

So auch der „Toxic Man“. Ein vergifteter Typ am Ende? Vielleicht mit einem Übermaß an Drogen oder sonst wie schräg drauf? Und dazu noch einer, der von Frauen „gedatet“ wird?

Nein, es sind keine Junkies, die mit Crystal oder sonstigen Designer-Drogen chemisch flirten. Es geht um die Kleingeister und Verräter, die Angeber oder Nörgler - die sich in unser Leben unter Umständen sehr charmant eingeschlichen haben, um es uns dann schleichend zu vergiften. Wie man mit ihnen am besten umgeht, hat Lilian Glass schon vor Jahren in einem Ratgeber verarbeitet. Warum aber lassen sich Frauen mit ihnen überhaupt ein? Weil sie hier vielleicht jene häufige und auch typisch weibliche Eigenschaft ausleben können, die da heißt: Bekehrung eines sehr schwierigen Falles? Rückführung des Bad Boy in die mentale Gesundheit? Lassen sie sich all diese Frauen deshalb auf das Gift diverser Wesenseigenschaften heroisch ein, um zur Alltagsheldin zu werden? Oder durchblicken sie einfach nicht die Unmöglichkeit ihrer selbst gestellten Aufgabe, einen unlösbaren Fall dennoch lösen zu wollen?

Die Palette der Möglichkeiten bietet aber im Grunde auch nur das, was Frauen seit Jahrtausenden in vielfältigster Form probieren. Sie versuchen es mit Einsichtsappellen und feinfühliger Methodik, mit offenen Konfrontationen oder bizarren Erpressungsversuchen, mit Gelassenheit und Gleichmut und erleben in die meisten Fällen: Nichts. Doch dieses Nichts ist angesichts des persönlichen Aufwandes so unglaublich, dass man erst einmal eine gewisse Zeit braucht, um zu kapieren, dass dies überhaupt möglich ist.

Ein Typ, der Krank macht? Muss man nicht haben! Und trotzdem kommt er oft vor. Und die Geschichte hat auch noch einen kleinen Haken. 1. Dieser Typus kann auch weiblich sein. 2. Er selbst merkt es oft nicht und hält sich für attraktiv, charmant, gewitzt, clever - und in den ganz schlimmen Fällen einer Intoxikation sogar noch für umgänglich und sozial. Das ist die Hochpotenz der inneren Selbstvergiftung.

Vielleicht gehört also so mancher am Ende selbst zu den toxischen Terror-Typen und braucht effektive Methoden, um damit fertig zu werden? Dann sind unter anderem Atemübungen angesagt. Hin und wieder reicht auch ein heftiges Anschnauzen, um auf den Boden der Tatsache zurückzukommen. Hilft auch das nicht, kann man nur noch den Stecker ziehen, um dem Beziehungsgift den Saft abzudrehen.

— 28. April 2013
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