Partnerschaft

Ab zum Test!, fordert Christa Schyboll

Wir sind nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch das Volk der Tester! Auch wenn wir die Ergebnisse von Pisa schamhaft unter den Tisch stecken müssen, so gibt es doch viele andere Tests, die hervorragend unsere deutsche Gründlichkeit bestätigen, den Dingen an sich auf die Spur zu kommen.

Nun steht ein neuer an: Ein Partnerschaftstest, der zeitgleich mit der Überprüfung Ihres Autos beim Partnerschafts-TüV terminlich mit drangehängt wird. Im gemeinsamen Check-Rhythmus kommen ab 2013 nun auch alle Paare gemeinsam in die Testphase.

Die Gesellschaft, die mit dem TÜV unter einem Mutterkonzern steht, heißt Verein zur Verhinderung von Beziehungschäden, kurz VVB. Weitere Tochtergesellschaften des VVB bieten umfangreiche Sondertests in Bezug auf Partnerschaft, von denen an dieser Stelle vor allem die Rede ist. Aber auch Nachbarschaftstests, Freundinnen-Tests oder Kollegen-Tests sind im Vormarsch, die Welt zu erobern. Jeder Testverein hat seinen eigenen wissenschaftlichen Stab von Mitarbeiter und einen eigenen Namen.

Der Partnerschaftstest wird vom Verein zur Überprüfung zur Partnerschafts-Eignung durchgeführt - kurz VÜPE. Während draußen also nun in aller Ruhe Rad, Reifen, Rost geprüft werden, geht es innen in getrennten Räumen zum Sauberkeit, Sex und Sinn der Partnerschaft. Der Fragebogen umfasst 153 Fragen, die mit Punkten bewertet werden.

Um der Pluralität der Gesellschaft Rechnung zu tragen, sind die Sprachen sowohl nach ethnischen Gegebenheiten konzipiert und berücksichtigen zudem auch die Bildungsvoraussetzungen der verschiedenen Testpaare. Speziell in Großstädten kommt beispielsweise der Kitz-Sprech-Bogen häufig zum Einsatz, wie auch der einer gehobenen akademischen Ausdrucksweise. So finden wir unter der Rubrik Sauberkeit beispielsweise die Frage: Du.., ey…, alte Sau? Das Fragezeichen hinter der Satzstellung weist aus, dass es sich hier keinesfalls um eine beleidigende Unterstellung des Partners handelt, sondern um die nüchterne Frage nach der letzten Dusche bei sommerlichen Temperaturen? Die gleiche Fragestellung wird Akademikern mit mindestens dem kleinem Latinum natürlich so vorgelegt: Sunt vobis lavit mundus? Mit dieser Reinwaschungsfrage hat der Akademiker dann die Wahl der Qual, ob er dies nun lieber metamorphorisch interpretiert oder rein hygienisch. In jedem Fall ist sie aber partnerschaftsrelevant und sagt etwas zur Lust nach Nähe aus. Nach der Spezifikation wird sich später der Punktestand ermitteln.

Die Fragen nach den sexuellen Vorlieben sind ebenfalls spezifiziert. Dabei stellte sich bei ersten Vortests heraus, dass die Punktevergabe bei Punkt 93.4.3: „Wie oft lachen Sie im Bett?“ besonders kritisch ausfiel. Und dies sowohl in Akademikerkreisen wie auch im sozialen Problemmilieu. Häufig waren Fragezeichen am Rande vermerkt. Scheinbar schienen viele diese Frage nicht zu verstehen und konnten keinen direkten Bezug zwischen Lachen und Sex erkennen. Einzig ein paar Rheinländer wussten dazu gültige Antworten. Die meisten der Probanden waren sprachlos und ahnten nicht, dass auch dies eine Möglichkeit ist, Partnerschaft günstig zu gestalten. Einige schrieben verzweifelt an den Rand: Worüber, bitteschön?

Allein diese Vorerfahrung im ersten Test des Testverfahrens weist aus, wie unverzichtbar der Partnerschaftstest ist.

Schaffen Sie auf Anhieb die erforderliche Punktzahl, dürfen Sie straffrei weiterleben wie bisher. Schaffen Sie es nicht, dann müssen Sie zum praktischen Test. Inwieweit die Attraktivität der Tester und Testerinnen das Ergebnis beeinflussen, sich aber nun ernsthaft zu bemühen oder gern durchzufallen, wird in einem späteren Test herauszufinden sein.

— 01. April 2012
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