Weihnachten und Rassismus

Die Diskussion um den "Zwarten Piet". Von Christa Schyboll

In Holland hat der Weihnachtsmann, der dort Sinterklaas genannt wird, einen Knecht. Man nennt ihn den "Zwarte Piet". Er hatte es vor gar nicht langer Zeit einmal sehr schwer. Ihm drohte ein Garaus.

Anno 2013 geriet der treue Gehilfe in den Mittelpunkt einer öffentlichen Rassismus-Diskussion. Da sein Angesicht von jeher dunkel bis schwarz geschminkt war, forderte die jamaikanische Professorin für Sozialgeschichte, Verene Shepherd, das Sinterklaasfest mitsamt dem Zwarten Piet abzuschaffen. Die holländische Bevölkerung reagierte erbost und empört darauf. Es entbrannte eine hitzige öffentliche Diskussion, die sich letztlich klar für das alte Brauchtum entschied. Der Zwarte Piet durfte bleiben.

Der Helfer und dunkelhäutige Diener mit orientalischem Flair ist seit seiner Einführung im 19. Jahrhundert eine beliebte Traditionsfigur und als solche außerordentlich beliebt in der Bevölkerung. Der Zwarte Piet ist vergleichbar mit dem Knecht Ruprecht in unseren Landen. Er übernahm früher, so bis in die 70er Jahre hinein, das Bestrafen der bösen Kinder mit der Rute. Denn der Heilige Mann, der Sankt Nikolaus, hätte sich zu Schlägen nicht bereitfinden können. Doch diese pädagogische Unart gehört der Vergangenheit an und der Zwarte Piet ist heute wohl gelitten. Allerdings sagen so manche Eltern ihren Kindern, dass der Zwarte Piet die ganz störrischen Kinder in einem Jute-Sack mit nach Spanien nehmen würde, von wo die beiden jährlich mit einem Schiff anreisen.

Auch Traditionen sind Veränderungen unterworfen. Und so sieht man in der jüngeren Zeit den Sinterklaas mit seinem Zwarten Piet schon einige Wochen vor dem Nikolaustag in den Innenstädten. Das Fernsehen überträgt auch jährlich einen festlichen Einzug in eine bestimmte Stadt.

Und was hat der Zwarte Piet so alles zu tun? Seine Aufgaben sind heute, wo die Kinder nicht mehr zu bestrafen sind, vor allem das Einkaufen der Geschenke, das Einpacken, der viele Transport… Er muss sich also sputen, um mit all dem bei so vielen Kindern klarzukommen.

Übrigens hat auch der Zwarte Piet schon Wandlungen hinter sich gebracht. Während er heute zumeist in einem hübschen Gewand aus dem 16. Jahrhundert dargestellt wird und eine bunte, festliche Kleidung trägt, hatte er früher große rote Lippen, eine Afrofrisur und goldene Ohrringe. Sein Wesen war wild und unzuverlässig, er benahm sich kindisch und sprach sehr unbeholfen… Später aber wurde er ernsthafter und klüger und konnte dem Sinterklaas immer besser zur Hand gehen. So machte er sich unverzichtbar und wurde allseits beliebt.

— 18. Dezember 2015
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