Plötzlicher Geldsegen

Was fängt man damit an? Von Christa Schyboll

Das Spiel ist uralt. Nur die Währung ist relativ neu. Vermutlich wurde es auch schon von den Steinmetzen im alten Ägypten gespielt oder von den Beamten in der chinesischen Ming-Dynastie. Das Glücksspiel, das uns Sehnsüchte zu erfüllen verspricht.

Was also tun Menschen, die einmal im Leben ein solches Glück hatten, dass sie beispielsweise plötzlich eine Million Euro zur Verfügung haben?

Nachfragen dazu im eigenen Umfeld geben eine ganze Reihe interessanter Einblicke in die Haltung zum Geld. Ob diese letztlich aber auch im konkreten Falle zur Anwendung käme, ist ungewiss. Vielleicht ist auch ihre eigene Antwort dabei oder aber sie haben noch ganz andere kreative Ideen im Vorfeld eines solchen Glücksfalles. Spielen Sie das Spiel doch selbst einmal in ihrem Umfeld. Es gibt Ihnen noch viel tieferen Einblick in das Gedanken- und Wunschleben ihrer Familie oder Freunde, als sie glauben.

Meine Frage „Was machst du mit einer plötzlich gewonnenen Million, die du selbst nicht erarbeiten musstest?“ brachte beispielsweise folgende Antworten zustande:

Die einen brauchten es vor allem für sich selbst. Die anderen für ökologische Projekte. Dritte wieder für Bedürftige, die nichts haben, weil die eigenen Wünsche locker hinten an stehen konnten. . Einer wollte Tausende von Bäumen pflanzen. Ein anderer ein Wüstenprojekt beginnen. Mehrere wollten vor allem ökologische Projekte in den verschiedensten Winkeln der Erde verwirklichen. Ein nächster verteilte das Geld unter Menschen mit guten Ideen, die diese dann verwirklichen durften. Noch ein anderer wollte eine Stiftung gründen, die sich mit der Entwicklung des menschlichen Geistes und des Bewusstseins befasst.

Einer wollte einen Ort der Begegnung schaffen, um die Menschen friedlich einander näher zu bringen. Der andere wollte seinen Garten vergrößern, Tauben, Enten und Schmetterlinge zum mit bewohnen einladen. Wieder andere wollten das Geld mehren und mehren und den Mehrwert interessanten künstlerischen Objekten zuführen. Einer dachte vor allem an die Kirchen und ihren Geldbedarf. Einer wollte einfach nur feiern.

Der, der feiern wollte, wirkte besonders beseelt, ehrlich und authentisch. Hier kam keinen Augenblick ein Zweifel auf, dass nicht die geringste Spur von Selbsttäuschung vorlag. Die überwiegende Zahl schien sehr unegoistisch zu sein und Menschen oder Natur freundliche Ansinnen mit diesem Geld finanzieren zu wollen. Ob dies jedoch dann auch der Wirklichkeit entsprechen würde? Zumal wenn man bedenkt, dass keiner an eine Alterssicherung dabei dachte, an die Dynamik der Alterspyramide und all den vielen Unsicherheiten, die unsere heutige Welt gesellschaftlich und politisch aufzuweisen hat. Vielleicht lag es am eher jugendlichen Alter der kleinen privaten Umfrage? Sind junge Menschen einfach enthusiatischer und ideeller als die alten, abgeklärten, die vom Leben schon gut gebeutelt sind? Fast schien es so. Warum aber wollte niemand einen Sportwagen, ein tolles Haus, ein Pferd, ein eigenes Schwimmbad?

Ich fragte mich am Ende, ob es mehr der ganz tiefe Wunsch nach eigenem Gutsein war, der sich da in der Theorie äußerte oder ob die Menschen tatsächlich viel selbstloser sind, als sie oft nach außen scheinen? Oder tappten sie in die berühmte Falle, die eben den Wunsch und die Wirklichkeit in zwei Ebenen teilt, ohne sich in diesem Augenblick der Antwort bewusst zu sein? Ich weiß es nicht. Dennoch war es interessant, einmal nachzufragen.

— 15. Oktober 2013
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